Köln. Der FC will mit heimischen Größen in der neuen Führung seine Probleme bewältigen. Toni Schumacher fühlt sich dazu berufen, mitanzupacken.

Nach einer unruhigen Nacht und einem Arztbesuch war Toni Schumacher gereizt. „Auf unsachliche Kritik können wir gerne verzichten. Das sind und waren unglaublich erfolgreiche Geschäftsleute, die setzen Milliarden um“, sagte die Kölner Torhüterlegende am Donnerstag patzig. In Rage gebracht hatte ihn die Frage nach der auffällig „kölschen“ Zusammenstellung des neuen Vorstands beim Bundesligisten 1. FC Köln.

Stunden zuvor war er als Kandidat vorgestellt worden – gemeinsam mit dem designierten Präsidenten Werner Spinner, ehemals Vorstand der Bayer AG (aus Leverkusen!), und Markus Ritterbach, seines Zeichens auch Präsident des Karnevalskomitees. „Wir arbeiten ab sofort mit Hochdruck für den Klub und haben die volle Unterstützung des Verwaltungsrates“, sagte Schumacher.

Sportdirektor gesucht

Toni Schumacher und ein Karnevalspräsident — allein die Aufzählung der Kandidaten bietet all denjenigen Angriffsfläche, die dem Klub seit jeher einen Hang zur kölschen Lösung jeglicher Probleme vorwerfen. Die Tendenz zur „Entkölschung“ unter dem inzwischen geschassten Sportdirektor Volker Finke ist spätestens mit der neuen Nominierung hinfällig.

Als früherer Nationaltorhüter steht Schumacher für die sportliche Kompetenz innerhalb des im April erst noch zu wählenden Präsidiums. Seit er den FC im Jahr 1987 nach der Veröffentlichung seines Skandalbuchs „Anpfiff“ im Unfrieden verlassen musste, machte sich Schumacher als häufiger Kritiker nicht nur Freunde.

Nur vier Monate ist es her, dass Fanliebling Lukas Podolski „dem Tünn“ via Express die Eignung für einen Posten an der Klubspitze absprach. „Jemand, der uns permanent angegriffen hat, ist der falsche Mann“, sagte der Stürmer damals. Für Toni Schumacher kein Anlass zur Sorge. „Ich wurde vom Verwaltungsrat ausgewählt und gehe mit der entsprechenden Unterstützung in die Wahl“, sagte der 58-Jährige. Bei den Fans glaubt er einen guten Stand zu haben: „Ich wurde achtmal zu Kölns Sportler des Jahres gewählt und stand früher selbst in der Südkurve. Ich spreche die Sprache der Fans.“

Spinner und Ritterbach genießen einen ausgezeichneten Ruf als Geschäftsleute. Und doch scheint ihre Beziehung zu Stadt und Klub den höheren Stellenwert zu haben. Spinner stand jahrelang dem Bayer-Konzern auf der falschen Rheinseite vor, im Boulevard wird er aber in erster Linie als „kölscher Jung“ und Vereinsmitglied präsentiert. Ritterbach arbeitet unter anderem als Strategieberater für Wirtschaftskonzerne. Ohne den Vorsatz „Karnevalspräsident“ las man seinen Namen bislang jedoch kaum.

Viel Arbeit wartet auf das neue Trio, in die Suche nach einem neuen Sportdirektor soll es bereits einbezogen werden. Und das, obwohl die Wahl noch nicht gesichert ist. FC-Legende Karl-Heinz Thielen wurde zwar vom Verwaltungsrat nicht als Kandidat ausgewählt, behält es sich aber vor, sich bei der Mitgliederversammlung am 23. April dem Votum der Anhänger zu stellen. Es droht eine Kampfabstimmung. „Trotzdem können wir bis dahin ja nicht da sitzen und Däumchen drehen“, sagt Schumacher. „Hier geht es um die Zukunft des Klubs.“

Dabei wird beinahe überlagert, dass die sportliche Situation so prekär ist wie lange nicht mehr. Die Kölner stehen im Abstiegskampf, am Samstag geht es zum FC Augsburg. Eine Niederlage beim zuletzt so heimstarken Tabellennachbarn könnte Trainer Stale Solbakken den Job kosten.