Essen. Der in Sachen Werbung eher betuliche Persil-Hersteller Henkel landete vor Weihnachten 2011 einen echten PR-Coup: Er verhängte ein E-Mail-Verbot über die Feiertage. Die Mitarbeiter sollten mal richtig abschalten. Warum das Schlagzeilen machte?

Weil es nicht passt in eine Arbeitswelt, die von der ständigen Verfügbarkeit und Erreichbarkeit lebt. Der Befehl zum Abschalten sagt vielleicht mehr über diese Welt als jede Studie.

Die Konkurrenz, der Markt, der Chef – niemand schläft mehr. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Aus Stress wird Überlastung, werden ausgebrannte Mitarbeiter. Das Abschalten wird zum letzten Lebensluxus, dabei ist es lebensnotwendig. Lauter Binsen, die jeder kennt und doch die meisten so lange ignorieren, wie es noch irgendwie weiter geht. Und es sind keineswegs nur die Chefs, die sehenden Auges Mitarbeiter in das große schwarze Loch treiben, das der Duden Burnout nennt.

Wir werden wie immer erst handeln, wenn es richtig weh tut. Die Fehlzeiten ausgebrannter Mitarbeiter steigen längst. Übertriebener Stress kann teuer werden – auch für die Unternehmen. Sie werden bald mehr denn je auf Mitarbeiter angewiesen sein, die bis zur Rente gesund bleiben. Der Wert des „Humankapitals“ steigt in einer alternden Gesellschaft automatisch. Das muss die Gesellschaft nur noch merken.