Fürth. Borussia Dortmund kann nach dem Einzug ins Pokalfinale erstmals in seiner Vereinsgeschichte das Double holen. Die Hose des Mediendirektors könnte dabei helfen.

Wie vergänglich Ruhm und Aufmerksamkeit sein können, musste Ilkay Gündogan am Dienstagabend erfahren. Nach seinem entscheidenden Tor in der letzten Verlängerungs-Minute des Pokal-Halbfinalspiels gegen Greuther Fürth, war der Held des BVB-Universums plötzlich verschwunden. Seine Mitspieler hatten in einer schwarzgelben Jubeltraube begraben, einem emotionalen Epizentrum nahe der Grasnarbe.

Eine Stunde später, als der BVB-Mannschaftsbus zum Flughafen steuerte, war der Stern namens Gündogan verglüht. Die Dortmunder hatten ihren Pokal-Helden, den eingewechselten Super-Joker in den Fürther Stadion-Katakomben vergessen. „Das kann doch nicht wahr sein“, haderte Gündogan. Selbstverständlich gab es auch hier ein Happy-End: Der ruhige Deutsch-Türke wurde noch eingesammelt und saß am Flughafen mit Berlin-Shirt, Berlin-Schal und Berlin-Vorfreude wieder im Mannschaftskreis.

Josef Schneck, Mediendirektor des Meisters, nutzte die nächtliche Wartezeit auf den Flieger, um das Geheimnis des Dortmunder Erfolges zu lüften: Nach dem Stotterstart im Spätsommer 2011 hatte Schneck seine Hose von der Meisterfeier aus dem Schrank geholt. Seit er diese wieder trägt, ist der BVB mit 20 Liga-Spielen in Serie ohne Niederlage an die Spitze der Bundesliga gestürmt und zudem ins Pokalfinale eingezogen. Die Erfolgs-Hose ist längst durch, aber Stofffetzen des Glücksbringers hat Schneck immer in den Gesäßtaschen. Der Sieg in Fürth war auch ein besonderer Erfolg für ihn: Nach 15 Jahren beim BVB geht er im Sommer in den Vorruhestand. Sein letztes Dienst-Spiel war der Saisonabschluss am 5. Mai. Jetzt gibt es am 12. Mai das Pokal-Finale als Verlängerung. „Etwas ganz Besonderes“, freute sich Schneck.

Für BVB-Präsident Reinhard Rauball passte die „glückliche Sternstunde“ in Fürth in die Gesamtsaison seines Klubs, der längst wieder in den Erfolgsmodus aus dem Meisterjahr geschaltet hat. „Ich bewerte diese Saison deutlich höher als die letzte. Nicht abgestürzt zu sein, wie es uns viele Fachleute prophezeit haben, nötigt mir allergrößten Respekt ab“, erklärte Rauball.

Der BVB kann erstmals in der Vereinsgeschichte das Double holen. Durch den Einzug ins Pokal-Finale winken zudem Mehreinnahmen von etwa sieben Millionen Euro. Und das emotionale Erlebnis „Endspiel" ist weiteres Argument bei den Vertragsverhandlungen mit Shinji Kagawa und Robert Lewandowski.

Trainer Jürgen Klopp hatte in der Teamsitzung vor dem Halbfinale emotionale Momente von den letzten Pokal-Endspielen mit BVB-Beteiligung gezeigt. Eine Hauptstadt in Schwarz und Gelb. „Und eigenes Erleben wird noch viel besser“, schwärmte Sebastian Kehl aus Erfahrung. Er war beim letzten BVB-Finale 2008 mit dabei. Für den 32-Jährigen könnte es ein goldener Mai werden. Als Kapitän steht ihm der erste Griff an die Meisterschale zu. Und im Endspiel in Berlin will er sein Team bei Gänsehaut-Atmosphäre nicht nur ins Olympiastadion, sondern auch zum ersten Pokalsieg nach 23 Jahren führen.