Münster/Gladbeck. Am 25. März sollen die Bürger in Gladbeck über den geplanten Ausbau der B 224 entscheiden. Benedikt Hüffer, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, wirbt im Gespräch mit Ulf Meinke für das Projekt.

Was halten Sie von dem Plan, die B 224 im nördlichen Ruhrgebiet zur A 52 auszubauen?

Benedikt Hüffer: Das Vorhaben, die Strecke zwischen Gelsenkirchen-Buer und der A 42 auszubauen, hat für die Region eine herausragende Bedeutung. Wir sprechen schließlich über die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen dem Münsterland, dem nördlichen Ruhrgebiet und dem Großraum Essen-Düsseldorf. Tag für Tag befahren etwa 40 000 Autos die B 224 auf Gladbecker Stadtgebiet. Seit rund 20 Jahren existieren Planungen, diese Verkehrsachse zu stärken. Vor dem Hintergrund knapper Kassen ist es ein riesiger Erfolg des Bürgermeisters, dass eine Lösung in greifbare Nähe rückt.

Fünf Jahre soll an der neuen Autobahn gebaut werden. Wird sich die Situation danach wesentlich verbessern?

Ja. Derzeit gibt es oft kilometerlange Staus vor den Ampelkreuzungen. Viele Pendler verlieren Zeit, und die Umwelt nimmt Schaden. Auch für Investoren ist die Situation nicht gerade einladend. Das wird sich mit dem Ausbau der B 224 zur A 52 ändern. Zum Vorhaben gehört auch ein 1,5 Kilometer langer Tunnel, der für eine deutlich geringere Lärm- und Schadstoffbelastung im Gladbecker Stadtgebiet sorgen würde. Allerdings ist das Gewerbegebiet Brauck dann nicht mehr so gut angebunden. Das schmerzt uns als IHK, doch ist der gefundene Kompromiss im Gesamtinteresse der Wirtschaft.

Am 25. März steht ein Bürgerentscheid zu dem Projekt an. Rechnen Sie mit Zustimmung?

Ich hoffe, dass die Bürger in Gladbeck diese einmalige Chance erkennen. Gladbeck bekommt eine Lösung, mit der wir nicht gerechnet haben. Der Bund will sich mit einem dreistelligen Millionenbetrag einbringen, das Land NRW zusätzlich rund zehn Millionen Euro für den Tunnelbau beisteuern. Bei der Stadt Gladbeck geht es um einen Eigenanteil von zwei Millionen Euro, was gemessen an der Gesamtsumme überschaubar ist.

Benedikt Hüffer

Benedikt Hüffer (46) ist geschäftsführender Gesellschafter des Verlags Aschendorff in Münster. Als Präsident der IHK Nord Westfalen vertritt er die Interessen von rund 140 000 Unternehmen im Münsterland, in Gelsenkirchen und Bottrop sowie im Kreis Recklinghausen.

Finden Sie es gut, dass nicht nur Ratsmitglieder und Abgeordnete über ein konkretes Autobahn-Projekt entscheiden, sondern die Bürger direkt ihre Stimme abgeben können?

Der Fall zeigt, dass es viel wichtiger als in der Vergangenheit geworden ist, die Bürger früh an Projektplanungen zu beteiligen. Fatal wäre allerdings eine pauschale Verhinderungsmentalität. Tatsächlich scheint es schwieriger zu werden, Individualinteressen in Einklang mit dem Gemeinwohl zu bringen. Jeder möchte möglichst in einer halben Stunde einen Großflughafen erreichen, um nach Mallorca fliegen zu können, aber niemand will Fluglärm in der Nachbarschaft akzeptieren.

Sind mehr Bürgerentscheide grundsätzlich der richtige Weg?

An dieser Stelle bin ich skeptisch. Grundsätzlich ist die Politik mit ihren gewählten Volksvertretern gefragt, wenn es darum geht, Infrastrukturprojekte zu erläutern und durchzusetzen. In der aufgeheizten Stimmung von Volksentscheiden haben Meinungsmacher zuweilen leichtes Spiel.

Widerstand von Anwohnern könnte dazu führen, dass in Datteln ein neues Kohle-Kraftwerk des Eon-Konzerns zur Industrieruine wird…

Dazu muss es nicht kommen, wenn die NRW-Landesregierung handelt. Egal, wer nach den Wahlen im Mai regiert, die Landesregierung sollte nicht auf die Gerichte warten, sondern selbst tätig werden und eine entsprechende Änderung des Landesentwicklungsplans initiieren. Das Kraftwerk in Datteln ist auch aus ökologischen Gründen sinnvoll, denn es produziert in erheblichem Umfang Strom für die Deutsche Bahn. Es wäre schlimm, wenn ein solches Projekt politisch scheitert, obwohl es für die Energiewende gerade jetzt dringend gebraucht wird.