Unna. .

„Wir wollen mit der Aktionswoche wieder ein klares Zeichen für Toleranz setzen. Und dokumentieren, dass wir in einer Stadt leben, wo der offene und respektvolle Umgang der Richtwert ist, mit dem wir hier miteinander umgehen“, unterstrich Bürgermeister Werner Kolter bei seinem Grußwort zur Auftaktveranstaltung der Aktionswoche gegen Rassismus im zib.

Und, dass Rassismus neben Ausgrenzung und Bedrohung in schrecklichen Gewalttaten gegen einzelne Menschen gipfeln könne, belege bedrückend die zugleich im Foyer eröffnete Ausstellung „Sie hatten einen Namen“, mahnte der Bürgermeister. „Rassismus fängt im Kleinen an.“ Mit Zeichen, auf die man achten und denen man rechtzeitig begegnen müsse.

Die Ausstellung belegt dies auf erschreckende Weise. „Wir machen hier ohne ein Foto zu zeigen auf die 170 Menschen aufmerksam, die in Deutschland von extremen Rechtsextremisten getötet worden sind“, erklärte Doreen Wagner vom Bielefelder Verein für demokratisches Handeln. „Wir versuchen so indirekt jedem ein Gesicht zu geben, damit er nicht in der Masse von Opfern verschwindet.“ Wie Klaus-Peter Bur (48), der im Dezember von zwei Skinheads, die etwas gegen Homosexuelle hatten, einfach so in einen Fluss geworfen wurde – und ertrank.

Schockierende Szenen

Oder der 16-jährigen Spätaussiedler Waldemar Ickert, der mit seinen Freunden Alexander (17) und Viktor (15) beim Discobesuch mit Leonard S. (17) aneinandergeriet. Die drei Spätaussiedler wurden nacheinander skrupellos getötet. Durch gezielte Messerstiche ins Herz, so wie es Leonard zuvor mal mit seinen rechtsextremen Kameraden geübt hatte.

„Das ist ja furchtbar, diese vielen Gräueltaten überall in Deutschland“, betrachtet Ausstellungsbesucherin Angelika Burkholz sichtlich schockiert die ausgestellten Einzelschicksale. Sie werde dafür sorgen, so die Direktorin des Märkischen Berufskollegs, „dass alle Klassen im Politikunterricht diese Ausstellung besuchen.“

Auf beeindruckende Weise hatte sich indes bereits Carolin Langer aus der 8c des Pestalozzi-Gymnasiums Gedanken zum Thema gemacht, die sie mutig vor den über 100 Besuchern der Auftaktveranstaltung vortrug. Die Gymnasiastin sprach sich dabei deutlich gegen ein Parteiverbot der NPD aus. Die Minderheit müsse von Demokraten ausgehalten werden können. Demokratie bedeute generell aber nicht wegzugucken wenn rechte Gesinnung ins Extrem umschlägt, sondern dagegen zu handeln und sich für Menschenwürde und Gerechtigkeit einzusetzen. „Wer zaudert macht sich schuldig.“

Über die Folgen für Opfer rechter Gewalttaten wussten Claudia Lutza und Franka Ziberius von der Opferberatungsstelle Back Up NRW (Dortmund) zu berichten. „Sobald wir von rechten Gewalttaten erfahren, versuchen wir die Opfer zu erreichen und ihnen unsere Hilfe anzubieten.“ Wie beispielsweise Johannes, der in einer Kneipe eine Auseinandersetzung schlichten wollte, dann selbst von den rechten Schlägern angegriffen und brutal verprügelt wurde. Jetzt ist der Anfang 20-Jährige aus einer Unnaer Nachbarstadt stark traumatisiert, traut sich kaum aus dem Haus.Franka Ziberius: „Wir haben ihm einen Therapeuten und einen Anwalt vermittelt, damit diese Tat nicht wie viele andere im Dunkelfeld verschwindet.“