Düsseldorf. Rauch ist im Düsseldorfer Ständehaus selbst verständlich verboten. “Erlaubt erst ab 90“ wird jedoch am Montagabend unter den Verbotsschildern stehen, um dem prominenten Gast entgegen zu kommen, der von Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo interviewt werden soll.

Wer Helmut Schmidt einlädt, sollte zwei bis drei Aschenbecher bereit halten. Im prächtigen Düsseldorfer Ständehaus, das die zeitgenössischen Werke der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen beherbergt, ist das Rauchen selbstverständlich verboten. „Erlaubt erst ab 90“ wird am Montagabend unter den Verbotsschildern stehen, damit der 93-Jährige ungeniert eine halbe Schachtel seiner geliebten Mentholzigaretten qualmen darf, während Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo ihn befragt.

Axel Pollheim hat sich den Gag überlegt. Pollheim, 62, gelernter Journalist und überaus erfolgreicher Netzwerker, rief den „Landhaus-treff“, aus dem der „Ständehaus-Treff wurde,1999 ins Leben. Den 50. Abend, diesmal mit dem Altkanzler, darf er als Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte empfinden. Wieder einmal werden mehr als 500 Größen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien an runden Tischen tafeln und einem noch Größeren zuhören.

Kohl hatte keine Lust auf Plasberg

Bis auf Helmut Kohl, der Gerüchten zufolge wenig Lust verspürte auf den hartnäckigen Fragesteller Frank Plasberg, der den Treff 34mal moderierte, und Joschka Fischer, hat Pollheim alle bekommen: Merkel, Schröder, Westerwelle und und und. Und bis auf Oskar Lafontaine, mit dem die Reihe damals im Landhaus Milser im Duisburger Süden begann, verlangte niemand Geld. Pollheim: „Lafontaine bekam fünfundzwanzigtausend Mark für den Auftritt.“

Es waren nie die Abende der harten Nachrichten, gleichwohl paarten sich tiefere Einblicke mit unvergessenen Bekenntnissen. Wolfgang Clement räumte ein, dass er es furchtbar fände, wenn die Enkel ihn Opa nennen würden, Peer Steinbrück erzählte, dass er früher im Eheanbahnungsinstitut Karteikarten sortiert habe, Theo Waigel gab zu, dass ein Finanzminister nicht immer die Wahrheit sagen könne, und sein Nachfolger Hans Eichel hatte exakt 7,50 Euro Bares im Portemonnaie. Selbst ein Duett von Jürgen Möllemann mit den „Höhnern“ verkraftete das Publikum unbeschadet.

Lanz und Stoiber bleiben an der Oberfläche

Nur ein einziges Mal vergriff sich Pollheim. Bei der Wahl des Fragestellers. Markus Lanz verstammelte 2009 einen Abend gemeinsam mit Edmund Stoiber an der Oberfläche. Glaubt man Pollheim, dann war der Fernsehmann selbstkritisch genug und gab danach auf. Beide haben es längst verschmerzt.