Antwerpen/Den Haag. Einen Tag nach dem schweren Busunglück in der Schweiz herrschen in Belgien Trauer und Bestürzung. Immer noch wird gerätselt, was den verheerenden Unfall mit 28 Toten ausgelöst haben könnte. Technisches Versagen? Ging es dem Fahrer nicht gut? Gestern wurden dazu neue Vermutungen bekannt.

Einen Tag nach dem schweren Busunglück in der Schweiz herrschen in Belgien Trauer und Bestürzung. Immer noch wird gerätselt, was den verheerenden Unfall mit 28 Toten ausgelöst haben könnte. Technisches Versagen? Ging es dem Fahrer nicht gut? Neue Vermutungen wurden gestern laut: Der Fahrer des Unglücksbusses wollte angeblich kurz vor dem Unfall eine DVD wechseln. Dies hätten mehrere der verletzten Kinder ihren Eltern und dem Krankenhauspersonal erzählt, berichtete die flämische Zeitung „Het Laatste Nieuws“. Ein Lehrer aus dem belgischen Heverlee habe dem Busfahrer kurz vor dem Unfall eine DVD gebracht, berichtete das Blatt unter Berufung auf Überlebende weiter. „Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit“ könne damit die Unfallursache sein. Ein Polizeisprecher habe diese Version des Unglückshergangs allerdings vorläufig als Spekulation bezeichnet, die durch die ausgewerteten Videoaufzeichnungen im Tunnel nicht belegt sei.

Für die in die Schweiz gereisten Familien ging das Grauen am Donnerstag weiter: Die Schweizer Polizei brachte sie zur Identifizierung ihrer Angehörigen ins Leichenschauhaus. „In einigen Fällen ist dies nicht möglich, weil die Opfer zu schwer verletzt sind“, sagte Polizeisprecher Jean-Marie Bornet. Pastor Marcel Bussels aus der Gemeinde Lommel, von wo die Kinder stammen, macht sich große Sorgen um die Eltern: ,,Wie verändert werden sie zurückkommen aus der Schweiz? Wir werden ihnen helfen, so gut wir das können. Mit ihnen reden, die Gottesdienste und Begräbnisse organisieren.‘‘

Die Eltern wollen mit den Toten noch diese Woche nach Belgien zurückkehren. Das Brüsseler Verteidigungsministerium stellt Maschinen für den Rücktransport zur Verfügung. Für heute wurde zudem ein Tag nationaler Trauer ausgerufen. Um 11 Uhr steht das Land für eine Minute still.

Papst Benedikt XVI. sandte eine Botschaft an die trauernden Eltern, auch Königin Beatrix, selbst vom tragischen Ski-Unglück ihres Sohnes Johan Friso schwer getroffen, ließ mitteilen: ,,Ich bin mit meinen Gefühlen und mit meinen Gedanken bei den Opfern und den Familienangehörigen der Opfer.‘‘

Papst Benedikt XVI. sandte eine Botschaft an die trauernden Eltern, auch Königin Beatrix, selbst vom tragischen Ski-Unglück ihres Sohnes Johan Friso schwer getroffen, ließ mitteilen: ,,Ich bin mit meinen Gefühlen und mit meinen Gedanken bei den Opfern und den Familienangehörigen der Opfer.‘‘

Überlebt hat auch der einzige Schüler mit einem deutschen Pass, der im Bus saß, Luca (12). Sein Vater Stefan, Niederländer, ist überglücklich: ,,Luca schickte uns eine SMS. Hallo Ma und Pa, Oma und Opa, mir geht’s gut,‘‘ berichtet Lucas Vater im „Algemeen Dagblad“. ,,Luca hat beide Beine gebrochen und einen Schlüsselbeinbruch, aber er lebt. Wir sind so glücklich.‘‘

Auch wenn die Unfallursache noch ungeklärt ist: In der Schweiz ist jetzt eine Debatte um die Sicherheit von Nothaltebuchten in Tunneln entbrannt. Eine Norm, die rechtwinklige Mauern für Pannenbuchten vorsieht, müsse möglicherweise geändert werden, erklärte ein Sprecher des Schweizer Straßen-Bundesamtes. Nur durch die Form der Pannenbucht sei es möglich gewesen, dass der Bus frontal gegen die Mauer prallte, hieß es in Medienberichten. Der Nationalrat des Kantons Wallis schloss ebenfalls nicht aus, „dass bei diesen Ausweichstellen die Mauern anders gebaut werden müssen“. In Deutschland sind Nothaltebuchten mit rechtwinkligen Mauern laut ADAC verboten – zumindest bei nach 2003 geplanten Tunneln. (mit dapd, afp)