Kamen/Bergkamen.
. Die Nachricht aus Düsseldorf beendete gestern schlagartig jede Routine bei den politischen Parteien: Weil der von der rot-grünen Minderheitsregierung eingebrachte NRW-Haushalt gestern keine Mehrheit fand und sich der Landtag nachmittags auflöste, wird es am 6. oder am 13. Mai Neuwahlen geben. „Damit hat bis Dienstagabend keiner von uns gerechnet. Jetzt muss es hopplahopp gehen.“ Rüdiger Weiß, SPD-Landtagabgeordneter für den Raum Kamen-Bergkamen-Bönen und Hamm-Herringen, nahm die Entscheidung pragmatisch. „Ich habe schon mit dem Unterbezirksvorsitzenden Oliver Kaczmarek telefoniert. Wir müssen jetzt rödeln.“ In Windeseile müsste jetzt die SPD, ebenso wie alle anderen Parteien, ihre Kandidaten ernennen und wählen. „Wenn ich gefragt werde, stehe ich gerne wieder zur Verfügung“, sagte Weiß. Und wenn, dann hoffe er, dass es schnell gehe: „Ich will ja auch Zeit für den Wahlkampf haben.“ Aus diesem Grunde werde er auch wenn der Landtag aufgelöst ist, alle Termine wahrnehmen. Das macht er übrigens noch in der Funktion des Landtagsababgeordneten. „Dieser Status bleibt uns bis zur Neukonstituierung erhalten“, erläuterte Weiß. Heißt auch: Er darf, wie geplant, am Sonntag den Bundespräsidenten wählen.
Wer auf das Kandidatenkarussell aufspringen wird, ist auch für andere Parteien eine spannende Frage. Kurzfristig sollen dazu Parteitage und Delegiertenversammlungen einberufen, werden. David Thomas Karnas, schon vor zwei Jahren Kandidat der Liberalen würde „auch in einer für die FDP schwierigen Zeit wieder kandidieren, wenn die Basis es wünscht.“ Völlig unklar ist die Lage bei der CDU. Frank Murmann, der zuletzt für die Christdemokraten antrat, will sich nicht festlegen. „Ich müsste ungeachtet dessen, was meine Partei wünscht, ohnehin erst mit meiner Familie darüber sprechen.“ Möglicherweise gibt es aber auch eine andere Bewerberin. Ina Scharrenbach, derzeit Fraktionsvorsitzende im Kamener Rat, könnte als CDU-Kandidatin mit einem Listenplatz ins Rennen gehen. Als stellvertretende Landesvorsitzende und Kreisvorsitzende der Frauen-Union kann sie eine beachtliche Hausmacht ins Feld führen. Der Landtag würde sie reizen, „weil ich mich sehr für Politik interessiere“. Politisch korrekt aber betont sie: „Es gibt auch andere Kreisvorsitzende in der CDU und es gibt Gremien und Delegierte, die das zu entscheiden haben“.
Piraten wollen denLandtag entern
Ganz sicher wird es bei der Wahl neue Gesichter geben. Dazu gehören auch Vertreterder Piratenpartei. Mirko Wittwer, Ansprechpartner für die Piraten im Kreis Unna, ist „persönlich unentschieden, was die eigenen Ambitionen betrifft“. Ebenso entschieden betont er aber, dass wir „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, einen eigenen Kandidaten für den Wahlkreis nomineren werden.“ Noch freilich fehlt es den Piraten im Kreis dafür an den im Parteiengesetz vorgesehenen Organisationsstrukturen. „Wir stehen deshalb jetzt unter Zeitdruck“, räumt Wittwer ein. Bisher gibt es im Kreis nur zwanglose Stammtisch-Runden.