Lünen. .

Vom Parkplatz aus sieht die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule verlassen aus, Türen sind geschlossen, das Tor am Seiteneingang zu. Läuft man Richtung Haupteingang, hört man sie: Kanun, Saz, türkische Percussion Instrumente, Rasseln, Schellen.

Dann braucht man nur den Frauen mit Körben voll Essen und den Klängen des Orients in die runde Aula zu folgen. Zum Weltfrauentag feiern sie „Bayanlar Matinesi“, eine Frauen-Matinee, veranstaltet von Dr. Aysun Aydemir, Integrationsbeauftragte der Stadt, und der Gleichstellungsbeauftragten Gabriele Schieck.

Blaue Jeans sieht man hier am Sonntagnachmittag kaum. Um gemeinsam den Weltfrauentag zu feiern, der am Donnerstag war, haben sich alle schick gemacht: Roter Lippenstift, mit Lockenstaab gedrehte Haare, verzierte Röcke, jüngere Frauen tragen schwarze Stöckelschuhe, als gingen sie abends fein aus.

„Mehr geht nicht“

„Sehen sie, es kommen immer mehr“, sagt Aydemir, die die „Pilgerinnen“ mit ihren Körben vom Fenster aus sehen kann. „Als ob wir hier jetzt Picknicken.“ Börek, Fladenbrot, Bulgarsalat, Lahmacun, türkischer Tee: „Die Frauen haben sich vorher getroffen, abgesprochen und extra für heute türkische Köstlichkeiten gemacht.“ Immer wieder kommen Freundinnen, Nachbarinnen, Bekannte. „Mehr geht nicht“, sagt Aydemir, zur Sicherheit hält sie aber Klapptische bereit. Zwischen 175 und 200 Frauen sind in der Aula, schätzt Aydemir, 100 Tickets waren nach drei Tagen im Vorverkauf schon weg. Dafür musste die Integrationsbeauftragte nicht mal „großartig Flugblätter verteilen“, wie sie sagt. Von Freundinnen haben sie vom Fest erfahren, Helferinnen haben die Tickets in den Stadtbezirken verkauft.

Das Fest soll international sein, auch deutsche Frauen sind da: Kerstin Droege hat von Freundin Nurhayat Kaya von dem Fest erzählt bekommen. „Meine Tochter Miriam hat hat gleich gesagt: Ich komme mit.“ Vor ihnen liegen selbst geröstete Bohnen, orangefarbener Dip, Börek mit Hackfleisch, Droege hat Hühnchen mitgebracht. Tanzen möchte Kerstin Droege noch nicht so richtig: „Ich traue mich nicht, die Rythmen sind da, die Lust auch, aber die Hemmschwelle...“ Bei dem ersten Lied sind sechs Frauen auf der Tanzfläche, bei dem zweiten fast alle, sie klatschen, singen, lassen die Hüften kreisen, schnipsen, machen Wellen mit ihren Armen. Sänger Cihar Yazar singt „Unutamadim“ von Baris Manco, der Raum bebt, „ich habe es nicht vergessen“. „Ein Mann mit Tränen in den Augen singt vom Herzschmerz“, übersetzt Kaya, bei Freundin Droege kullern die Tränen. Schnell reicht Kaya ihr ein Taschentuch, dann wird getanzt.