Altena. .

Oberarm-Umfang und Titel-Liste lassen die Männerwelt erblassen: Die Sportfreunde Altena begrüßten den amtierenden Mr. Olympia, mehrfachen Weltmeister im Bodybuilding und Mister Universum Murat Demir in Altena. In der Szene nennen sie ihn „The Ripper“.

Wie er so mit seinem Manager über die Leichtathletik-Anlage an der Sauerlandhalle schlendert, wirkt er kräftig, aber nicht übermäßig bullig. Paris, Rimini und Goeteborg stehen in diesen Tagen auf dem Fahrplan - und Altena. Natürlich: Altenas oberster Kraftmeier Marcus Glock hat die Hände im Spiel. An diesem Morgen trietzt der Sportlehrer Förderschüler vom Drescheider Berg. „Zehn Hampelmänner, los los!“ Am Nachmittag schleppt er den Gast aus Bremen zum TSV-Kinderturnen im Mühlendorf. Und abends zeigt der Gast aus Bremen den Sportfreunden Altena am Linscheider Bach, wozu eiserner Wille und Disziplin in der Lage sind.

Murat Demir gibt sich wie der Junge von nebenan. Der Bremer erzählt von seiner Kindheit, von Schlägereien auf den Straßen von Delmenhorst. Er deutet es nur an, was los war, aber es spricht eine gewisse Unzufriedenheit aus seinen Worten. Die Eltern müssen auch nicht gerade erfreut gewesen sein. Über Judo und Boxen lenkte er seine Kraft in sinnvollere Freizeitaktivitäten. „Da hab ich Aggressionen abgebaut“, erzählt er den Jugendlichen. Als 16-Jähriger entdeckte er den Kraftsport für sich. Sein großer Inspirator: Herkules, gespielt von „Arnie“ Schwarzenegger. „Mit so jemandem, der Elefanten durch die Luft wirbelt, konnte ich mich identifizieren“, gesteht Murat Demir.

Die Schüler müssen ihm ihr mitgebrachtes Pausenbrot zeigen. „Obst ist wichtiger als Milchschnitte“, predigt „The Ripper“ und geißelt die Raucher unter den 14- und 15-Jährigen. In diesem Moment muss sich auch Trainer Marcus Glock wegducken.

Wie Sport auch im Beruf helfen kann

Als Murat Demir auspackt, geht ein Raunen durch die Schülerschar. Der 37-Jährige streift Winterjacke und den weiten Pulli aus und pumpt ... Um seinen Oberarm zu umfassen, braucht es schon mehr als zwei Hände. Die Kids zücken ihre Handykameras.

Murat Demir hat Kfz-Mechaniker gelernt, seinen Industriemechaniker gemacht, bei Daimler in Bremen gearbeitet und sein Fachabi nachgeholt. Seit einigen Jahren lebt er von seinem Hobby. Er betreibt zwei Shops mit Nahrungs-Ergänzungsmitteln. Und sein Sponsor Olimp ermöglicht ihm Auftritte wie jetzt in Altena. Parallel bildet er sich zum Fitness-Fachwirt fort. Wie sich Sportler richtig ernähren und was sie für ihren Body tun können, das erklärt er schon heute auf Seminaren. Bodybuilding hört für den 37-Jährigen keineswegs oberhalb der Schultern auf.

Murat Demir predigt fast mit missionarischem Eifer. Er will junge Leute animieren, sich sportliche Ziele zu setzen. Nicht zu hoch, sondern erreichbare Ziele. Das mache selbstbewusst und führe auch beruflich zum Erfolg, ist Murat Demir felsenfest überzeugt.

In Deutschland sei Kraftsport nur eine Randsportart, weiß der amtierende Mr. Olympia. In Amerika rangiere sein Sport ganz oben in der Beliebtheitsskala knapp hinter Football oder Eishockey. Erst vergangenes Jahr hat der Bremer sein Idol getroffen: beim Arnold Classics in Madrid. „Ich war sprachlos. Ich konnte nur sagen ,How are you?’“