Werdohl. .

Es sei nie ihr Lebensziel gewesen, Geschäftsführerin zu sein, sagt Ulrike Meiritz – eine zierliche Frau, knapp 1,60 m groß, mit langen blonden Haaren. Und doch steht die 52-Jährige heute als eine von wenigen Frauen in Deutschland an der Spitze eines Unternehmens mit 1800 Mitarbeitern: Seit vier Monaten gehört sie zur Geschäftsführung von ThyssenKrupp VDM in Werdohl, ist unter anderem zuständig für Controlling, Einkauf und IT.

Nicht nur Meiritz’ Position ist für hiesige Verhältnisse noch immer ungewöhnlich, auch ihr Werdegang beeindruckt. „Nehmen Sie das Mädchen von der Schule, eine ordentliche Ausbildung reicht doch“, habe man ihren Eltern damals gesagt und so begann sie als 14-Jährige eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Nach einigen Jahren im Beruf regte sich jedoch der Ehrgeiz. „Ich fühlte mich unterfordert, die Arbeit langweilte mich“, erzählt Meiritz, „auch heiraten und Kinder kriegen war nicht meine Welt.“ Mit 21 Jahren fing sie noch einmal ganz neu an: Mittlere Reife, Abitur, schließlich BWL-Studium in Dortmund. „Viel Gegenwind“ habe sie damals bekommen, „mit Kaufleuten kann man heute doch die Bürgersteige pflastern, warum wollen Sie denn so ‘was machen?“, sei sie gefragt worden. Doch Meiritz ließ sich nicht entmutigen, finanzierte das Studium mit mehreren Nebenjobs, denn „Rückhalt von zu Hause gab es nicht“.

Mit 29 schließlich fing sie als Trainee bei der Hoesch AG an. „Plötzlich hatte ich immer um vier Feierabend und jede Menge Freizeit, das war schon seltsam“, erzählt sie lachend.

Zähigkeit und mehrFachwissen als Männer

Heute arbeitet sie täglich bis zu zwölf Stunden, macht Dienstreisen und nimmt zusätzlich Termine am Wochenende wahr. Damit sie dieses Pensum bewältigen kann, hilft ihr Ehemann zu Hause, erledigt Einkäufe und Behördengänge. „Ich habe eben da zu sein“, sagt Meiritz und es scheint sie keineswegs zu stören. Mit dem Alter habe sie sich aber auch eine gewisse Gelassenheit zugelegt, sie wisse jetzt „wenn ich etwas erst am Montag abgebe, stirbt da niemand dran“.

Junge Frauen, die im Beruf „ganz nach oben“ wollen, sollten ihrer Meinung nach zäh sein, viel Fachwissen mitbringen und Verantwortung übernehmen wollen. Gerade Letzteres sei für junge Frauen aber erstaunlich oft ein Problem.

Obwohl sie der Meinung ist, dass Frauen generell nicht die gleichen Chancen wie Männer erhalten, lehnt Meiritz eine gesetzliche Frauenquote strikt ab: „Da muss ein Kulturwechsel stattfinden, aber der kommt von ganz allein“, sagt sie zuversichtlich.

Eine Quote hingegen habe immer einen negativen Beigeschmack, man müsse eben „den besseren Bewerber nehmen“, ohne Rücksicht auf das Geschlecht. Ihre Erfahrung jedenfalls habe sie gelehrt: „Jeder kann alles werden, er muss nur hartnäckig genug sein!“