Düsseldorf. Die „Große Kunstausstellung NRW“ nennt sich nicht nur die „Große“. Mit 137 Künstlern aus ganz NRW und aus der Gast-Stadt Palermo hat sie zwar im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter abgespeckt, ist bundesweit aber immer noch die größte ihrer Art.

Walter Vogel (80) bekam den lasziven Mick Jagger oder den zigarettenqualmenden Joseph Beuys vor die Kamera. Letzteren ohne Hut. Und machte von der jungen Tänzerin Pina Bausch so sinnlich anrührende Fotos wie kaum ein anderer. Von 1965 bis 1967 war er, wie er sagt, mit der Bausch intim befreundet. Wenn Vogel heute auch eher wegen seiner atmosphärischen Bistro- und Restaurant-Idyllen berühmt ist, so gelten seine Porträts der 60er/70er Jahre als Kult. Eine Reihe von ihnen ziert jetzt die Große Kunstausstellung NRW im Düsseldorfer Museum Kunstpalast. Denn das Lebenswerk des unbequemen Fotokünstlers und einstigen Fotoreporters wird 2012 mit dem Preis der Künstler ausgezeichnet.

Die Traditionsschau, vor 103 Jahren in der Akademie-Stadt am Rhein von Künstlern für Künstler ins Leben gerufen, nennt sich nicht nur die „Große“. Mit 137 Künstlern aus ganz NRW und aus der Gast-Stadt Palermo hat sie zwar im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter abgespeckt, ist bundesweit aber immer noch die größte ihrer Art. Doch die 300 Gemälde, Objekte, Installationen, Fotografien und Skulpturen sind nicht nur im Museum zu bewundern, sondern auch zu erwerben, ohne Beteiligung einer Galerie. Auch Stadt und Land tätigen hier regelmäßig Ankäufe.

Kein Wunder also, dass die abwechslungsreiche und auf zwei Ebenen großzügig präsentierte Schau auch unter „Kunstmesse“ firmiert und sich großer Beliebtheit erfreut. So wurden 2011 in knapp drei Wochen 8000 Besucher gezählt. Die Preisspanne reicht in diesem Jahr von 200 Euro für Papierarbeiten und Grafiken bis zu 20 000 Euro für ein Großformat-Industrie-Foto von Boris Becker und 38<ld pattern=" "/><ld pattern=" "/> 000 Euro für das raumhohe Geschoss „Optional: W…W...W…“ von Johannes Lenhart. Das tonnenschwere Objekt aus Baumstamm und rostigen Bomben erinnert an ein Flak-Geschütz. Mit dem Untertitel „Freiheit führt das Volk“ spielt Lenhart an auf das Revolutionsgemälde von Eugène Lacroix von 1830.

Weniger Fotografie

Wenn auch mit 21 Fotokünstlern insgesamt weniger Fotografie als im Vorjahr geboten wird, so geht auch der Förderpreis an eine Fotografin. Auf ihren Breitformaten lässt die 32-jährige Nina Brauhauser (Absolventin der Essener Folkwang-Hochschule) geometrische Gebilde schweben. Trapeze, Recht- und Vielecke auf hellem Grund – sie wirken ästhetisch reduziert und bilden einen Gegenpol zu Vogels Menschenstudien, ob es nun Momentaufnahmen aus der Wiener Staatsoper sind oder vor der Kulisse eines Stahlwerks im Ruhrgebiet.

Erstmals beteiligt sich die Kunstakademie an der „Großen“: 20 Studenten der Klasse von Richard Deacon füllen einen Raum mit ihren Objekten. Eine weitere Neuheit: Die Arbeiten der jungen Sizilianer, die durch Humor und mediterranes Flair auffallen, zwängen sich nicht in eine Museumsnische, sondern zieren Kantine und Parterre des benachbarten Eon-Konzerns. Ob Esel mit gelben Stiefeln, englische Cops mit deutschen Schäferhunden von Andrea Buglisi, oder eine Installation mit Putten und Engeln, die in Regalen schlafen, von Riccardo Brugnone: Die überwiegend naturalistischen Werke aus Sizilien könnten die von Entlassung bedrohten Eon-Mitarbeiter während ihrer Pause auf andere Gedanken bringen.