Neuenrade. .

Ihnen müssen am Mittwoch die Ohren geklingelt haben, der Grünen Gesundheitsministerin Barbara Steffens und dem Grünen Verbraucherminister Johannes Remmel, die beide im NRW-Kabinett mit jüngsten Vorstößen den Gastronomen im Lande das Leben schwer machen. Bei den Stichworten „Nichtraucherschutz“ und ,,Hygiene-Ampel“ gab es in der Mitgliederversammlung des Neuenrader Wirtevereins reichlich Diskussionsbedarf.

Rauchverbot auch in Vereinsheimen

Unterstützung bekamen die heimischen Wirte bei ihrer Kritik von ihrer Dachorganisation „Dehoga“, mit Geschäftsführer Lars Martin sowie dessen Vorgänger Klaus-Peter Kusch, der auf der Versammlung von den Neuenrader Wirten offiziell „in den Ruhestand“ verabschiedet wurde. Der Wirtevereins-Vorsitzende Heinz Friedriszik machte noch einmal deutlich, was da in Sachen Nichtraucherschutz kommt, wenn sich Barbara Steffens mit ihren Ideen durchsetzen sollte: „Rauchen ist dann in Gaststätten ohne Ausnahme verboten, geschlossene Gesellschaften, Kegelbahnen und Vereinsheime sind ebenfalls betroffen!“

„In dieser Konsequenz gibt es das Gesetz sonst nur im Saarland, außerdem bei einigen Nachbarn in Europa, mit der Folge, dass zum Beispiel in Großbritannien tausend Pubs schließen mussten, weil in den kleinen Lokalen die Gäste ausblieben“, so Lars Martin. Die Dehoga sucht jetzt über ihre Mitglieder die Diskussion mit der SPD-Basis, Martin: „Wir haben festgestellt, dass man dort ganz anders denkt als bei den Regierungsmitgliedern.“

Wenig ausgereift seien auch die Regierungsüberlegungen (Remmel) zur „Hygiene-Ampel“, das sei nur auf den ersten Blick ein Schutz für Verbraucher. Lars Martin kritisiert daher: „Für solch eine Prüfung müssten erst einmal einheitliche Standards eingeführt werden.“

Außerdem: Findet eine Kontrolle unmittelbar nach einer riesigen Feier statt, sieht es in einer Küche sicher ganz anders aus, als wenn der Kontrolleur nach einem Ruhetag in die Gaststätte kommt! Wie wertvoll ist für den Gast dann noch der Hygiene-Hinweis?“ Der Dehoga-Vertreter hat eine bessere Lösung: „Mehr Kontrollen durch die Ämter und die bestehenden Gesetze konsequent anwenden!“

Ehepaar Sasse führt Lokal schon 50 Jahre

Mit Ehrungen hatte die Versammlung begonnen. Zunächst für das Wirtepaar Helga und Anton Sasse (Kuschert-Sasse in Blintrop), die seit 50 Jahren ihren gastronomischen Betrieb leiten. Vom Wirteverein gab es dafür eine Urkunde und Blumen. Selbst Bürgermeister Klaus Peter Sasse war erschienen, plauderte über persönliche Erlebnisse mit dem Lokal und den Wirtsleuten, übererreichte ein Geschenk der Stadt Neuenrade.

Für den scheidenden Dehoga-Geschäftsführer Klaus-Peter Kusch hatte Sasse – die Stadt arbeitet mit dem Verband häufig eng zusammen – ein Abschiedsgeschenk mitgebracht: gute Wurst von Hofbetrieben aus Neuenrade. Der Wirteverein dankte Kusch mit der „Ehrenmitgliedschaft“ sowie einem Gutschein für zwei Personen für ein Wochenende „Freizeit“ in Neuenrade.

Der Wirtevereins-Ehrenvorsitzende Wilhelm Dickehage hatte es sich nicht nehmen lassen, die Laudatio für Kusch vorzubereiten, er erinnerte an schöne gemeinsame Stunden, hob aber auch hervor, wie wichtig für die Wirte die Unterstützung durch die Dehoga ist.