Lünen. .
Cannabis wird für immer mehr junge Menschen zum Problem. Auf diese Entwicklung macht die Drogenberatung Lünen aufmerksam.
Die Sucht-Therapeuten sprechen von einer generellen Zunahme bei Cannabis-Missbrauch und -Abhängigkeit und davon, dass vor allem die Zahl der Extrem-Konsumenten steige. Viele würden zwei, drei Gramm pro Tag verbrauchen. Einige bis zu zehn. Fast alle würden Wasserpfeife oder andere Rauchgeräte benutzen. Die Wirkung ist deutlich stärker als beim Rauchen eines Joints, also einer Zigarette mit Drogen-Tabak-Gemisch.
Nur ein Ausschnitt des tatsächlichen Ausmaßes
Die Beratungsstelle in Lünen, Dependance der Suchthilfe im Kreis Unna gGmbH, ist zuständig für Selm, Werne und Lünen. Bergkamener können zwischen Lünen und der Beratungsstelle in Unna wählen.
Vergangenes Jahr verzeichnete allein die Drogenberatung in Lünen 95 Fälle, in denen Cannabis zum Problem wurde. Ein Jahr zuvor waren es noch 85. Die Zahlen seien seit Jahren steigend. Beim überwiegenden Teil mündeten die Erstgespräche in eine längere Betreuung (2011: 61 Mal/2010: 52 Mal).
Die Zahlen seien nur ein Ausschnitt vom tatsächlichen Ausmaß des Problems, betonen die Therapeuten. Unklar sei, wieviele nicht den Weg in die Drogenberatung finden. Etwa die Hälfte komme freiwillig. Der Rest auf Nachdruck z.B. der Familie oder des Gerichtes.
So gut wie alle Cannabis-Konsumenten, mit der es die Lüner Drogenberatung zu tun bekommt, seien männlich und stammten aus Familien mit Scheidungs- oder Trennungshintergrund. Ausnahmslos bei allen läge ein Vater-Sohn-Konflikt vor. Sei es, weil es den Vater nicht gibt, oder er seiner Rolle nicht gerecht wird.
Die Folgen des Drogengebrauchs seien gerade für junge Menschen oft dramatisch. Andauernder und extremer Cannabis-Konsum kann zu Realitätsverlust und Lethargie führen. Schwierigkeiten in Schule und Beruf können die Folge sein. Feste Tagesstrukturen brechen leicht weg. „Schnell ist man dann 21 und hat den Anschluss verloren“, erklärt Suchttherapeut Olaf Weißenborn. „Es gibt immer mehr Junge, die damit ein Problem haben und ihr Leben richtig verbauen“, berichtet Kollegin Susanne Roters.
Heroin bei den Zahlen mit Abstand vorne
Die Arbeit der Drogenberatung nimmt Jahr für Jahr zu. Allein in Lünen gab es vergangenes Jahr 427 Erst- und Betreuungsgespräche, wie Diplom-Sozialarbeiterin Gabriele Schmidt berichtet. Im Jahr zuvor waren es 410.
Doch nicht Cannabis, sondern Probleme in Zusammenhang mit einer Heroin-Abhängigkeit machen den mit Abstand größten Teil der Arbeit aus. Die Drogenberatung Lünen hatte dazu vergangenes Jahr 155 Erst- und Betreuungsgespräche geführt. Weit abgeschlagen folgen Gespräche wegen eines Amphetamin- (2011: 20) und Kokain-Problems (10). Die große Anzahl bei den Heroin-Abhängigen hat auch mit verbesserten Überlebensbedingungen zu tun. Dank Ersatzstoffe wie Methadon können Abhängige heute länger leben. „Einige kommen seit 15 Jahren zu uns. Viele sind älter als 50“, teilte Olaf Weißenborn mit.
Das habe auch mit den eher ländlichen Strukturen hier zu tun. Viele Heroin-Abhängige wohnten noch bei den Eltern, bekämen die Wäsche gemacht oder würden zumindest regelmäßig bekocht. Das gebe Halt und verhindere Rückfälle. Die Kehrseite: Abhängigen droht der Absturz im fortgeschrittenen Alter, wenn die Eltern sterben. Auch dies eine besondere Herausforderung für die Lüner Drogenberatung.