Lüdenscheid. .

An ihre Zeit in Ruhpolding kann sich Dorina Pieper gut erinnern. „Das war damals meine zweite Heimat, weil ich dort viel trainiert und auch Weltcups absolviert habe“, erzählt die ehemalige Top-Biathletin aus Lüdenscheid.

Von heute bis Freitag werden ihre Gedanken an diese Zeit aufgefrischt, denn die 41-Jährige reist zum „Tag der Legenden“, zu dem sie im Rahmen der Biathlon-Weltmeisterschaft vom Organisationskomitée eingeladen wurde. Am Donnerstag wartet auf die ehemaligen Top-Athleten ein tolles Programm. Höhepunkte werden der Besuch der Mixed-Staffel und abends die Verleihung des „Eurosport Biathlon Awards“ im Kurhaus sein.

Biathlon heute und damals – ein Vergleich verbietet sich, denn zu Dorina Piepers aktiver Zeit Ende der 1980-er-, Anfang der 90-er Jahre steckte Frauen-Biathlon in den Kinderschuhen. Die Lüdenscheiderin gehörte mit Petra Schaaf-Behle oder Uschi Disl zu den Pionieren. Bei Dorina Pieper wurde der Spaß am Biathlon durch ihren älteren Bruder Oliver, der inzwischen in Tokio lebt, geweckt. Der betrieb Langlauf, und seine Schwester machte mit. Als Peter Angerer 1984 in Sarajevo Olympia-Gold im Biathlon gewann, war dies die Initialzündung. Schnell kam das Schießen hinzu. Mit der Waffe wurde auf der Schießanlage der LSG trainiert, zum Langlauf ging es in die heimischen Wäldern, „damals gab es auch bei uns noch richtig viel Schnee.“

Trainingseifer und Talent führten sie trotz ihrer Mittelgebirgsherkunft schnell in die DSV-Kader, und stellten sich viele Erfolge ein. Zu ihren wertvollsten Medaillen zählt sie Mannschafts-Bronze bei der WM 1989 in Feistritz (Österreich), Staffel-Gold bei der Junioren-WM 1989 in Voss (Norwegen) und 1990 in Rovaniemi (Finnland) sowie Bronze im Zehn-Kilometer-Einzelrennen 1989 bei der Junioren-WM in Voss. Im gleichen Jahr wurde Dorina Pieper auch Deutsche Meisterin bei den Damen und Juniorinnen – übrigens in Ruhpolding.

1992 wurde Frauen-Biathlon olympisch, aber nach Albertville schaffte es Dorina Pieper nicht, weil sie vor der Qualifikation erkrankte. Ihren olympischen Traum sollte sie, obwohl die nächsten Winterspiele schon zwei Jahre später in Lillehammer im Blick waren, nicht verwirklichen.

1993 beendete Pieper mit gerade mal 22 Jahren ihre Karriere: „Ich bin acht Jahre nur durch die Gegend gereist. Ich wollte einfach wieder nach Hause.“ Deshalb: Den überraschenden Rücktritt der erfolgreichsten WM-Biathletin aller Zeiten, Magdalena Neuner, kann Dorina Pieper verstehen: „Auch sie will jetzt ein normales Leben führen.“ Der große Unterschied: Ein Star wie Neuner hat mit ihrem Sport viel Geld verdient. „Wir waren damals dagegen nur Flintenweiber“, sagt Dorina Pieper. Einen Lapsus, wie ihn sich Neuner kürzlich leistete, als sie auf die falschen Scheiben schoss, hat sich die Goldschmiedemeisterin übrigens nicht geleistet: „Ich hab’ aber mal beim Stehendschießen alle fünf Scheiben verfehlt.“

19 Jahre nach ihrem Rücktritt hat Dorina Pieper keinen Kontakt mehr zur aktuellen Szene, steht aber regelmäßig in Verbindung zu Petra Behle und Antje Harvey-Misersky, die in den USA lebt. In Ruhpolding aber kommen sie nun aus Anlass der WM noch mal (fast) alle zusammen. „Es hat mich überrascht, dass sie immer noch an uns denken. Ich freue mich riesig darauf.“