Dorsten. .

Der Beschluss der Bundesregierung, die Fördersätze für neue Solaranlagen bereits zum 9. März drastisch zu reduzieren, trifft die Dorstener Betriebe der Branche hart. Mit „Schockstarre und Panik“ beschreiben sie die Reaktionen bei Modulherstellern und Kunden, die heimischen Monteure und Installateure blicken in eine ungewisse Zukunft.

Nach der Einigung in der Berliner Koalition in der vergangenen Woche wird neu kalkuliert. „Unter dem Strich muss der Kunde mit der Hälfte der Förderung auskommen“, rechnet der Deutener Gerd Eißing für die Anlagen, die er installiert. Zur den reduzierten Fördersätze addiert auch Burkhard Laschinger (Sonnenkraft Knapp + Laschinger) den reduzierten Anteil des erzeugten Stroms, für den EEG-Vergütung gezahlt wird – je nach Größe der Anlage zwischen 85 und 90 Prozent.

Das gefährdet die Rentabilität neuer Projekte. „Sie sind nicht mehr realisierbar“, ist das Ergebnis für Johannes Becker, Vorstand von Volksbank und Dorstener Energiegenossenschaft. Acht Solaranlagen hat die DEG auf großen Dachflächen wie dem Schulzentrum Pliesterbecker Straße schon im Betrieb, weitere sollten auf dem Entsorgungsbetrieb und der neuen Feuerwache hinzukommen, Freiflächenanlagen sind geplant in Wulfen und Holsterhausen, ein weiteres Projekt auf dem Dach eines Dorstener Unternehmens. „Das wird nur gehen, wenn die Modulpreise sinken“, glaubt Becker. Denn auch einen Eigenverbrauch kann die DEG nicht darstellen. „Denkbar wäre der Verkauf an der Strombörse“, so der Vorstand. Auch das bedeutet: Mehr Aufwand und zusätzliches Risiko.

Auch interessant

Dass selbst unterschriebene Aufträge auf Eis gelegt werden, erlebt Burkhard Laschinger in diesen Tagen. Das Problem der Installateure ist der Schnellschuss der Politik: Bis zum 9. März kriegen sie keine neuen Anlagen mehr ans Netz. Schon für die Vergabe von Einspeisepunkten können sechs bis acht Wochen vergehen. Unter Druck sieht Laschinger nun vor allem die deutschen Modulproduzenten: „Bei größeren Anlagen wird die Finanzierung zusammenbrechen. Wer jetzt das Lager voll hat mit Modulen, der hat ein Problem. Da werden einige den Stecker ziehen.“

Was bedeutet es für seine Firma? „Wir werden abwarten, wohin die Reise genau geht und uns neu aufstellen“, sagt Laschinger. „Bedarf wird es weiter geben.“ Weg von der Einspeisung, hin zum Eigenverbrauch des Solarstroms – das könnte ein neuer Markt sein. „Eigenheimbesitzer könnten damit unabhängig werden“, sagt Gerd Eißing. Im Moment stehen noch die hohen Preise für effektive Batteriespeicher dagegen. Zwischen 5000 und 7000 Euro beziffert Gerd Eißing die Kosten für ein leistungsfähiges Speicherpaket (Lebensdauer rund 13 Jahre).

Deshalb prophezeit nicht nur er „einen kräftigen Ruck“ für die Branche, die mit dem Solarboom expandierte. Der Betrieb von Gerd Eißing ist dafür nur ein Beispiel. Gerade erst hat er fünf neue Mitarbeiter einstellt, schon bringt die Gesetzesänderung ihre Jobs in Gefahr. „Ich habe kein Problem mit der Reduzierung der Vergütung für Solarstrom, sondern nur mit dem kurzfristigen Termin“, betont der Deutener. Die Sprunghaftigkeit der Berliner Politik sei „extrem schädlich“ für die Betriebe. „Wenn sie nicht planen können, gehen Jobs verloren. Dann ist das ganze doch volkswirtschaftlicher Humbug.“