Unna. .

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, bedeutet es viel Aufwand, es wieder aus der Tiefe zu bergen. Umso besser (und auch kostengünstiger), wenn es gelingt, ein Kind oder einen Jugendlichen vor dem Absturz zu bewahren. Mit diesem Grundgedanken haben sich jetzt die Kommunen Unna, Kamen, Lünen, Selm und der Kreis als Kooperationspartner für das Modellprojekt „Kein Kind zurücklassen – Kommunen in NRW beugen vor“ beworben.

„Wir wollen dazu die einzelnen Angebote vor Ort untereinander bekannt machen und die besten Glieder zu einer Präventionskette verbinden, um so das Kind und den Jugendlichen in den verschiedenen Lebensphasen besser im Blick zu behalten“, sagt Dezernent Uwe Kutter. Klartext: Noch vor der Geburt, etwa über die Hebamme, sollen problematische Familienstrukturen bekannt werden, so dass hier schon Hilfe ansetzen kann. Nötige Unterstützung für die Eltern oder die Kinder, die dann an den weiteren Schnittstellen auf dem jungen Lebensweg – dem Eintritt in den Kindergarten, die Grund-und dann die weiterführende Schule bis hin zur Berufsausbildung – erneut greifen kann.

Dazu sollen entsprechende Beobachtungsbögen von Institution zu Institution weitergereicht werden, um Probleme bekannt zu machen und rechtzeitig Hilfsmaßnahmen einzuleiten. „Wir wollen rechtzeitig Brüche im Leben erkennen und Hilfen einleiten, damit diese nicht zu Schäden führen“, sagt Till Knoche vom Jugendamt. „Wir wollen mehr Ordnung in die existierenden Hilfesysteme bringen, um klar darzustellen, was wann zu tun ist, um die Familien mit Problemen wieder ins Lot zu bringen“, ergänzt Amtsleiter Heinz-Dieter Edelkötter.

Zurzeit muss die Stadt dafür über die so genannten Hilfen zur Erziehung jährlich mehr als sechs Millionen Euro ausgeben. Rund 400 Jugendliche sind betroffen. Was den Amtsleiter sorgt, „ist die Tatsache, dass dabei die Anzahl der stationären Hilfen, also die Unterbringung in Heimen oder Pflegefamilien, in den vergangenen fünf Jahren stetig auf jetzt rund 200 gestiegen ist.“ Mit entsprechender Kostenzunahme für die teuren Heimplätze (130-180 € pro Tag). „Wir haben es in Unna zunehmend mit psychisch kranken Eltern zu tun, die mit der Erziehung ihrer Kinder völlig überfordert sind.“