Bergkamen.Am Freitagnachmittag ist Lina abgetaucht. Fünf Tage lang werden ihre Freunde nicht von ihr hören, teilte sie auf Facebook ihren Freunden mit. Für Unterhaltungen und Statusmeldungen via Internet hat die Studentin aus Bergkamen keine Zeit.

Der Grund ist ganz einfach: Sie feiert bis Morgen Karneval – in Rio de Janeiro. Dort absolviert sie zurzeit ein Praktikum am deutschen Konsulat.

Schon allein bei den Rahmenbedingungen werden mit Sicherheit die Narren an Rhein und Ruhr vor Neid erblassen. Am Rosenmontag herrschen am Zuckerhut 30 Grad bei eitlem Sonnenschein. Zusammen mit einer Freundin macht sich die Bergkamenerin Lina Ostendorff auf, um im weltbekannten „Sambadromo“ an der berühmten Karnevalsparade teilzunehmen.

„Dort marschieren am Sonntag und Montag die Sambaschule der ersten Liga. Es gibt wie beim Fußball in Deutschland verschiedene Ligen der Sambaschulen hier in Rio“, erklärt die 23-jährige Studentin, die sich seit über einem Jahr in Brasilien aufhält. Rosenmontag 2011 hatte sie sich noch in den nicht weniger berühmten Straßenkarneval der brasilianischen Metropole Recife gestürzt. Seit einigen Monaten lebt sie in Rio, und obwohl sie sich damals etwas naserümpfend über den geschniegelten Karneval an der Copacabana geäußert hatte, lässt sie sich die Weddinghofenerin die Gelegenheit nicht entgehen, ihn hautnah und in aller Pracht mitzuerleben.

„Wir werden bei der Sambaschule „União da Ilha do Governador“ mitlaufen“, berichtet sei. Das sei auch als Nicht-Mitglied möglich. Voraussetzung sei aber, ein Kostüm der Sambaschule zu kaufen. Es ist übrigens ein nicht ganz billiger Spaß. Linas Kostüm hat rund 250 Euro gekostet. Das sei das Preiswerteste gewesen, erklärt sie. Dafür müsse sie aber den ebenfalls nicht ganz billigen Eintritt ins „Sambadromo“ nicht bezahlen. Wer mit einer der führenden fünf Sambaschulen marschieren möchte, muss für ein Kostüm mindestens 400 Euro bezahlen.

„An den anderen Tagen, Karneval geht hier von Freitag bis Mittwoch“ werden wir zum Straßenkarneval gehen“, berichtet Lina weiter und das erklärt auch, warum sie im Augenblick für Facebook keine Zeit hat. Überall in der Stadt spielen Samba-Bands. Sie ziehen durch die Straßen gefolgt von feiernden Menschen. Das geschieht schon seit Anfang Februar. Das Karnevalwochenende ist natürlich der Höhepunkt.

Am 13. März geht es nach dem Abschluss ihrer Auslandstudienzeit wieder zurück nach Deutschland. In Berlin will Lina ein Praktikum absolvieren und im Wintersemester ihre Masterarbeit im deutsch-lateinamerikanischen Studiengang Betriebswirtschaft beginnen.

Und wovor graut es ihr bei der Rückkehr am meisten? Vor dem Top-Hit der deutschen Single-Hitparade „Ai Se Eu Te Pego“ aus der Kehle des Brasilianers Michel Teló. Diesen Sommerhit auf Portogisisch hat Lina Ostendorff in den zurückliegenden Monaten in Rio rauf und runter hören müssen. Sie fürchtet, dass sich das nach dem Rückflug in der Heimat fortsetzen wird.