Lüdenscheid. .

CDU-Fraktionschef Oliver Fröhling hatte es ja schon im Januar gesagt: Christian Wulff muss als Bundespräsident zurücktreten. Jetzt ist genau das passiert, was Lüdenscheider Politiker am Freitag in ei­ner WR-Umfrage durch die Bank als „überfällig“ bezeichnen. Wulff habe das Präsidenten-Amt beschädigt, ihm die Würde genommen – das sagen alle, bis auf Fröhling.

„Er hat Fehler gemacht“, räumt der Christdemokrat ein, sei mit seiner „Salami-Taktik“ gescheitert. Aber Wulff sei ja jetzt zurückgetreten. Punkt. „Die Sache ist durch.“

Worin sich Fröhling mit seinem SPD-Amtskollegen im Lüdenscheider Rat, Ingo Diller, erstaunlich einig ist: Dass der frühere DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck eine zweite Chance bekommen sollte. „Wenn sich die demokratischen Parteien im Bundestag auf ihn einigen könnten“, so Diller, „würde ich das sehr begrüßen.“ Gaucks Vortrag vergangenen Herbst im Kulturhaus zum Thema „Freiheit für Erwachsene heißt Verantwortung“ habe seinen guten Eindruck von diesem Mann ganz klar bestätigt, so Fröhling.

Wenn Wulffs Angaben zu den Vorwürfen gegen ihn „tatsächlich transparent gewesen wären“, sagt Diller außerdem, „würde der Staatsanwalt jetzt nicht gegen ihn ermitteln“.

Neuer Präsident sollte fünf Jahre durchhalten

Wie auch immer: Der Rücktritt des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten sei „eine Befreiung für ihn und uns als Bürger“, meint FDP-Fraktionschef Jens Holzrichter. Umso wichtiger sei jetzt „ein vernünftiger Nachfolger“, bei dem Alter, Geschlecht, Ossi oder Wessi und Parteibuch „zweitrangig“ seien. „Integer, mehr Staatsmann als Parteipolitiker“ müsse der dann vielmehr sein. Egal, ob er oder sie am Ende Gauck, Schwan oder Töpfer heiße. Apropos Gauck: „Ich fand sowieso, dass das 2010 der bessere Kandidat war“, so Kirsten Petereit, Fraktionschefin der Grünen.

„Wir brauchen jetzt einen Präsidenten, der auch mal fünf Jahre durchhält“, meint SPD-Chef Diller. Für den Lüdenscheider Politiker Gordan Dudas, der als SPD-Abgeordneter im NRW-Landtag sitzt und im Juni 2010 fast in der Bundesversammlung den Präsidenten mitgewählt hätte, ist „die Entwicklung nicht mehr so überraschend“. Aus seiner Sicht ist Joachim Gauck „der geeignetste für das Amt“, aber auch die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Zur Erinnerung: Sie war im Februar 2010 von ihrem EKD-Amt zurückgetreten, als die Polizei sie dabei ertappte, wie sie betrunken über eine rote Ampel fuhr.