Bergkamen. . Die Zahlen sind regelrecht explodiert. 238 Bergkamener Kinder wurden im vergangenen Jahr von einer Tagesmutter betreut. Genau zehn Jahre zuvor waren es nur 55.

Die Zahlen sind regelrecht explodiert. 238 Bergkamener Kinder wurden im vergangenen Jahr von einer Tagesmutter betreut. Genau zehn Jahre zuvor waren es nur 55. Aber die Zeiten auf dem Arbeitsmarkt haben sich verändert. Es gibt wieder mehr Jobs für die Mütter - und die Arbeitszeiten dieser Jobs stimmen längst nicht mehr mit dem Kindergarten-Alltag überein. Die Lösung für die berufstätigen Frauen ist oft eine Tagesmutter.

„Die meisten Einrichtungen schließen spätestens um 16.30 Uhr. Und sie sind auch nie länger als neun Stunden geöffnet. Welche Vollzeit berufstätige Mutter soll es in dieser Zeit schaffen, ihr Kind zum Kindergarten zu bringen und auch wieder abzuholen“, fragt Margarete Hackmann, Geschäftsführerin der „Familiären Kinder-Tagesbetreuung“.

Viele Mütter alleinerziehend

Die meisten Mütter wollen nicht nur, sie müssen auch arbeiten. Sie sind alleinerziehend. Rein statistisch lebt jedes zweite Kind, das in eine Tagespflege vermittelt wird, nur bei einem Elternteil.

Der Verein „Familiäre Kinder-Tagesbetreuung“ vermittelt deshalb in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt hilfehilfesuchenden Müttern und Vätern eine von insgesamt 54 Tagesmüttern oder einen Tagesvater.

Viele Kinder, gerade die kleineren, werden dort ganztags betreut. Die größte Gruppe machen jedoch die Kinder aus, für die eine Randzeitenbetreuung notwendig ist. So sind über 40 Prozent der vermittelten Kinder Grundschüler, die vor und/oder nach dem Unterricht von einer Tagesmutter betreut werden.

Randzeitenbetreuung

Diese Randzeitenbetreuung bereitet Margarete Hackmann und ihrem Team etwas Sorgen. Denn ab 2013 haben alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf Betreuung - etwa im Kindergarten oder bei einer Tagespflegeperson. „Keiner weiß natürlich, wie viele Eltern dieses Rechtsanspruch auch nutzen werden“, sagt Margarete Hackmann. Fest stehe aber, dass ein Drittel der benötigen Plätze bei Tagesmüttern zur Verfügung gestellt werden sollen. „Wir stellen uns jetzt erst einmal auf 150 benötigte Plätze ein“, sagt Hackmann. Das sei auch zu stemmen - bei 55 Tagespflegepersonen und einer durchschnittlichen Zahl von vier betreuten Kindern. Doch viele der Plätze würden derzeit schon stundenweise von den Randzeiten-Kindern belegt. Der Verein „Familiäre Tagespflege“ sucht deshalb mit dem Jugendamt nach neuen Lösungen für die Kinder, die nur kurz nach dem Kindergarten- oder Schulbesuch eine Aufsicht benötigen. „Da muss doch auch in einer Kindertagesstätte eine Betreuung möglich sein“, sagt Margarete Hackmann. Einen Anfang hat das Familienzentrum „mittendrin“ in Oberaden gemacht. Es ist zusätzlich von 16 bis 17.30 Uhr geöffnet. Diese 90-minütige Betreuung übernehmen Tagesmütter.

Infos: Tagespflegepersonen

Eltern, die eine Tagesmutter suchen, können sich an den Verein „Familiäre Kinder-Tagesbetreuung“ wenden: (02307) 2806-33.
Internet www.famkitabe.de

Die Kosten für die Betreuung sind identisch mit den Gebühren, die in einer Kindertagesstätte anfallen. Eine Förderung für Berufstätige ist möglich.

40 % der leiblichen Eltern verdienen so wenig, dass sich für die Betreuung gar nichts zahlen müssen. Die Kosten übernehmen das Jugendamt und das Land NRW.

Tagesmütter müssen eine Pflegeerlaubnis des Jugendamtes haben. Dafür müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein - u.a. eine Qualifizierung.