Kamen. .
Sie prüft Abrechnungen, beantragt Wohngeld oder legt Widerspruch ein, wenn die Krankenkasse für eine Behandlung nicht aufkommen will. Und wenn es hart auf hart kommt, entscheidet Gabriele Kolter auch über Leben und Tod. Um sie selbst geht es nicht. Gabriele Kolter ist ehrenamtliche Betreuerin.
Für sechs Menschen kümmert sich die Kamenerin um deren persönliche Angelegenheiten. Allein sind sie dazu nicht in der Lage, aus ganz unterschiedlichen Gründen. „Ich betreue beispielsweise einen jungen Mann, der psychisch krank ist, oder eine junge Frau mit Downsyndrom und auch zwei ältere Herren im Perthesheim“, sagt Gabriele Kolter. Für sie ist die 65-Jährige die gesetzliche Betreuerin, entweder weil sie keine Angehörigen mehr haben, oder diese die Verantwortung lieber abgeben wollen. In solchen Fällen bestellt das Amtsgericht einen Betreuer.
„Ich bin eigentlich prädestiniert für diesen Job“, lacht Gabriele Kolter. Als ehemalige Zöllnerin und Sachbearbeiterin kennt sie sich mit Schriftverkehr und vor allem mit Behörden aus. Zudem pflegte sie zehn Jahre lang ihren Schwiegervater – „von Pflegestufe I bis III“, erzählt sie.
Schwiegersohn undTochter gaben Anstoß
Auf die Idee, ehrenamtliche Betreuerin zu werden, brachte sie ihr Schwiegersohn und ihre Tochter, die beide in der Krankenpflege arbeiten. „Zuerst habe ich mich ehrenamtlich bei der Lebenshilfe in Unna engagiert und mich dann 2004 bei der Betreuungsbehörde des Kreises gemeldet“, erzählt Gabriele Kolter. Betreute sie zu Anfang noch zwei Menschen, darunter ihren ehemaligen Nachbarn, übernahm sie im Laufe der Jahre weitere Fälle. Zu ihren sechs Betreuten würde sie sogar gern noch eine Betreuung übernehmen. „Ich mache das einfach gern“, sagt Gabriele Kolter.
Dabei sind ihre Aufgaben als rechtliche Betreuerin klar umgrenzt. Für die Vermögenssorge, die Gesundheitsfürsorge, Behördengänge und berufliche Angelegenheiten ist sie zuständig. Doch wer von Gabriele Kolter betreut wird, bekommt immer noch ein bisschen mehr. So fragt sie nicht nur, was an Schriftkram und Behördengängen zu erledigen ist, sondern besorgt auch mal frische Nachthemden, oder Duschgel für empfindliche Haut. „Einzukaufen gehört eigentlich nicht zu meinen Aufgaben als Betreuerin“, sagt Gabriele Kolter, „mir ist aber wichtig, dass sich die Leute wohlfühlen“, sagt die 65-Jährige.
Dass sie mitunter auch über Leben und Tod ihrer Betreuten entscheiden muss, schreckt die Kamenerin nicht. „Einmal musste ich entscheiden, ob einer alten Frau, die ich betreute und die im Sterben lag, eine Magensonde gelegt wird“, erzählt sie. „Solche Entscheidungen sind natürlich nur möglich, wenn ich die Menschen kenne.“
Hilfestellung fürneue Betreuer
In Zweifelsfragen können Gabriele Kolter und andere ehrenamtliche Betreuer in Kamen aber auch auf Rat und Hilfe des Betreuungsvereins der Lebenshilfe zählen. Vor allem neue Betreuer oder solche, die es werden wollen, bekommen nicht nur Hilfestellung zu speziellen Fragen, sondern auch die Möglichkeit, Schulungen zu besuchen.