Lüdenscheid. .

Die Unterlagen von Hans S. (Name geändert) müssen dringend ins Rathaus. Noch eine Unterschrift – und dann? Scannen und per E-Mail senden? Zu unsicher. Und von der Verwaltung auch nicht akzeptiert. Und ein Faxgerät hat Herr S. nicht. Also ab mit den Unterlagen in den Umschlag und per Post verschickt. Bliebe als Alternative noch der E-Postbrief. Doch der kommt in der Bergstadt offenbar so gar nicht an.

Rund eine Million Kunden nutzen den E-Postbrief-Service bundesweit. Und wie sieht’s mit der aktiven Kundschaft in der Bergstadt aus? Lokale Zahlen gebe die Post AG nicht heraus, bedauert Rainer Ernzer, Post-Sprecher aus Düsseldorf – Geschäftspolitik des Hauses.

TuS Oberrahmede: „Der Eingang selbst ist null“

Siegmund Heudecker (63), Elektro-Großhändler im Ruhestand, ist so ein Kunde aus Lüdenscheid. Er betreut den Internet-Auftritt des TuS Oberrahmede – und hat auch eine „Adresse für E-Postbrief“ angegeben: siegmund.heudecker_1885@epost.de. Doch: „Der Posteingang selbst ist null“, bedauert Heudecker. Er nutze die Adresse, „um E-Post ‘rauszuschicken“. Etwa, wenn es um formelle Kündigungen von TuS-Mitgliedschaften gehe. Oder auch ganz privat.

Heudecker versteht die E-Post vor allem als Service seines Vereins. Und „eines Tages“ werde es ganz normal sein, auch Post mit sensiblem Inhalt elektronisch zu versenden. „Die Post hat da schon den richtigen Schritt gemacht“, findet der TuS-Administrator, der sich gerade am vergangenen Wochenende bei der VHS noch in Sachen „Content Management“ weitergebildet hat.

Wären die Unterlagen von Hans S. denn auch elektronisch angekommen, wenn er sie per E-Postbrief ins Rathaus geschickt hätte? Vermutlich nicht, denn: „Die Stadtverwaltung ist nicht als Geschäftskunde eingetragen“, informiert Rolf Kürby vom Fachdienst Organisation und IT. Im Übrigen „ist uns noch nie ein E-Postbrief geschickt worden“, sagt er. Lohnt der ganze Aufwand mit dem nicht mehr ganz neuen Post-Dienst überhaupt? „Im Moment sieht es nicht so aus“, sagt Kürby. Das sei ja auch eine Kostenfrage, etwa angesichts der anfallenden Gebühren fürs Versenden.

Amtsgerichtsdirektor:„Ein ganz heißes Eisen“

Auch beim Lüdenscheider Amtsgericht ist der E-Postbrief nicht aktuell, etwa für die Übermittlung von amtlichen Schriftsätzen und brisanten Dokumenten aller Art. Wie übrigens innerhalb der gesamten NRW-Justiz, so Amtsgerichtsdirektor Peter Alte. Dieses „heiße Eisen“ hätten die Oberlandesgerichte bislang noch nicht angefasst.

E-Post fürs Klinikum Hellersen? „Im Moment kein Thema“, winkt Sprecherin Andrea Kleff ab. Dokumente mit Patienten-Daten würden ohnehin nie digital versendet. Warum läuft’s nicht so rund mit dem E-Postbrief? „Vielleicht, weil eben nicht Jugendliche die Zielgruppe sind“, vermutet Kleff. „Firmen, Behörden und ältere Privatleute sind da viel zurückhaltender“.