Unna. .

„Hallo, ich heiße Erwin Markowsky und ich bin ProfiHacker“, stellte sich der Experte in Sweat-Shirt, Jeans und Turnschuhen locker vor. Und zog die 1 000 Schülerinnen und Schüler in der proppenvollen Stadthalle sofort in seinen Bann. Auf Einladung der „Stiftung Zukunft“ der Sparkasse war der Referent für Informations-Sicherheit gebucht worden, um über Gefahren bei Handy, Internet und Co. zu warnen.

Wenige Sekunden später zweifelte niemand der Fünft- und Sechstklässler aus allen weiterführenden Schulen in Unna und Holzwickede an seinem Können. „Ich hab’ jetzt gerade mal schnell einen Bluetooth-Scan gemacht, um mal zu sehen, wer von euch hier zu orten ist.“ Sprach's, klickte kurz auf seinem Computer und schon ratterte eine lange Namenkolonne herunter.

Bluetooth öffnetBösewichtern die Tür

Zum Gaudium der Schüler die ihr Handy oder das eines Klassenkumpels am Namenskürzel erkannten „BVB 09“, „Henrik“, oder „deine Mudda“. Das Lachen verstummte schnell, nachdem der Profi erklärte, dass über das aktivierte Bluetooth-Signal Bösewichten die Hintertür geöffnet wird, um auf persönliche Handydaten zuzugreifen.

Entsprechende Schadsoftware, die auch unter einem harmlos via Multi-Media-Service (MMS) zugesandten Foto versteckt sein kann, ermöglicht dann die Kontaktliste, die letzten Telefonate und auch längst gelöscht geglaubte Kurzmitteilungen auszulesen.

„Seid so bitte immer vorsichtig bei unbekannten Absendern, lieber sofort die Datei löschen“, riet Ernst Markowsky. Auch wenn es einen bei der Nachricht „Was machst du denn da auf dem Foto?“ in den Fingern jucke. „Denn Neugier ist der stärkste Helfer für Hacker, um ihre Schadsoftware zu platzieren.“

Dass selbst das vermeintlich ausgeschaltete Handy in der Anzugjacke zur Wanze werden kann, demonstrierten unfreiwillig zwei Lehrer, die als gespieltes Paar den Raum samt Handy verlassen mussten. Ihr „Liebesgeflüster“ hörten durch die Spionagesoftware prompt alle im Saal mit.

Wer denn alles im Sozialnetzwerk Facebook angemeldet sei, wollte Markowsky dann wissen. Fast alle Finger der 11- bis 13-Jährigen schnellten in die Höhe. Und natürlich wusste der Profi auch hier von Gefahren zu berichten. Etwa die der Gesichtserkennung auf Fotos. So habe ein Italien-Urlauber Bilder vom Strand auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. „Auf einem war zufällig ganz außen ein minderjähriges Mädchen zu sehen, das sich ohne Bikinioberteil sonnte.“ Deren Gesicht habe die Facebook-Software erkannt und prompt eine Nachricht an alle 485 Facebook-Freunde der 14-Jährigen versandt, „die dann das Foto anschauen konnten“.

Generell habe Persönliches nichts im Netz zu suchen. So warnte Markowsky vor der Angabe von Details zu Freunden, Familienmitgliedern, Wohnadressen oder Telefonnummern, auf die Sexualstraftäter Zugriff haben. „So dass sich der coole 12-Jährige letztlich als 42-Jähriger mit miesen Absichten entpuppen kann.“

Handy auszuspionieren ist erschreckend leicht

Viele hatten am Ende des Vortrages noch Fragen an den Experten. „Es erschreckt schon, wenn man sieht wie leicht ein Handy ausspioniert werden kann“, meinte Ernst-Barlach-Gymnasiast Paul (11). Und auch Kumpel Leon (11) war beeindruckt, „wie schnelle es möglich ist, ein Funknetzwerk zu knacken“.