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„L’amour et la mort“: Liebe und Tod unterscheiden sich im Französischen nur durch einen einzigen Buchstaben.“ Mit seiner „Carmen“, der am Sonntagnachmittag in der Aula der Realschule die ungeteilte Aufmerksamkeit der Sopranistin Franziska Dannheim und ihrer virtuosen Pianistin Jeong-Min Kim galt, schuf Georges Bizet ein Werk, das wie kein Zweites für Liebe und Tod steht.

Mit Unverständnis und Feindseligkeit reagierten Bizets Zeitgenossen auf das in vielerlei Hinsicht revolutionäre Werk. Heute steht „Carmen“ auf der Hitliste der beliebtesten und meist gespielten Opern ganz oben. Seinen Ruhm erlebte Bizet allerdings nicht mehr. Er starb 36-jährig wenige Wochen nach der Pariser Uraufführung an einer chronischen Halsentzündung.

Vereinfachte Form – Steter Rollenwechsel

Operneinsteiger und Kenner kamen bei der „Oper légère“ von Franziska Dannheim und Jeong-Min Kim gleichermaßen auf ihre Kosten. Auf die einfache Formel „Eine Stimme, ein Piano, eine Oper“ brachte die gebürtige Tübingerin, die ihre Gesangsausbildung in Stuttgart und Essen erhielt, die vielschichtige, an der Schwelle von der Romantik zum Verismo stehende Oper.

Auf eine sehr persönliche, intime Weise brachte die Sopranistin ihren Zuhörern die wilde und unberechenbare Carmen sowie die weiteren Handlungsträger der Oper nahe. In stetem Rollenwechsel – singend, erzählend und spielend – machte sie die vereinfachte, legere Form der Oper zum kurzweiligen, originellen Hochgenuss. Selbst die Bariton-Partien meisterte sie mit Bravour. In netter Cafehaus-Atmosphäre, bei Kaffee, Kuchen und Kerzenschein genossen die Besucher den lebendigen, geistreichen Streifzug durch die vier Akte der tragischen Opéra Comique, die in vielerlei Hinsicht gegen die gängigen Konventionen des Genres verstieß. Mit dem Kuchenverkauf füllten die Zehntklässler der Schule ihre Abschlussfeier-Kasse auf. Auf charmante Weise wählte sich Franziska Dannheim, die die „Oper légère“ zu ihrem Markenzeichen entwickelt hat, einen José aus Zuschauerreihen aus. Seine Blume war eine Gerbera. Schauplätze (Sevilla und Umgebung), Beweggründe und Charaktereigenschaften der handelnden Personen, das Handlungsgerüst der Oper und den sich zuspitzenden Konflikt brachte die Sopranistin ihren Zuhörern anschaulich und farbenreich nah. Auf die vier Protagonisten Carmen, den naiven, ihr verfallenen Sergeanten Don José, den stolzen Stierkämpfer Escamillo und das Bauernmädchen Micaela – in José verliebt – konzentrierte sie das Geschehen. Farbige Schultertücher und ein schwarzes Bolerojäckchen genügten, um Rollenwechsel anzudeuten. Auf keine der bekannten Arien, kein markantes Duett, Terzett oder Couplet – weder auf die berühmte (geklaute) Habanera noch Josés „Blumenarie“ oder Escamillos „Schwiegermuttermarsch“ – mussten die Zuhörer verzichten. Mit klarer, tragender Stimme brillierte Franziska Dannheim in allen Partien. Aufs Feinste waren die virtuos geführte Klavierstimme und der Gesang aufeinander abgestimmt.