Plettenberg/Hagen. . „Wie kann das freiwillig gewesen sein, wenn ich geschlafen habe?“ Im Fall des 29-jährigen Plettenbergers, der sich an der schlafenden Freundin seines Bruders vergangen haben soll, hörte das Hagener Landgericht gestern das mutmaßliche Opfer. Im Zeugenstand wiederholte die 21-Jährige ihre Vorwürfe gegen den Angeklagten.
Als die junge Frau gestern Morgen den Gerichtssaal betrat, wirkte sie wie ein Häufchen Elend. Als sie begann zu sprechen, brach ihre Stimme spätestens in dem Moment, als sie auf den mutmaßlichen Vorfall Ende 2009 zu sprechen kam. Tränen flossen. Ihren Blick senkte sie nach unten. Ihre Haltung hatte etwas Zusammengekauertes.
Nach der Einnahme von Medikamenten sei sie eingeschlafen. „Dann bin ich halt wach geworden“, erinnerte sie sich, um im Folgenden von den sexuellen Handlungen zu berichten. Sie habe ihn weggestoßen und sei weggelaufen. „Ich habe ein bisschen geweint.“ Danach habe sie versucht, das alles zu verdrängen. „Es war so wie in einem Horrortraum.“ Und, immer wieder betonte sie: „Es war aber nicht freiwillig.“
Urteil steht bevor
Ein Bekannter, mit dem die 21-jährige Plettenbergerin offenbar eine kurze Affäre hatte, bezeichnete sie im Zeugenstand als Lügnerin. Hatte er bei der Polizei noch geäußert, er schenke ihren Worten Glauben, so erklärte er gestern: „Mittlerweile glaube ich ihr nicht mehr.“Später fügte er hinzu: „Man lernt die Leute näher kennen. Da sind jetzt auch ein paar andere Sachen vorgefallen. Ich habe die Schnauze voll von ihr.“
Konträr dazu fiel das Gutachten zur Frage der Glaubhaftigkeit eher zu Gunsten der jungen Frau aus. Die Sachverständige wies die Möglichkeit einer bewussten Lüge zurück und fand keine Hinweise dafür, dass die Zeugin den Plettenberger unbewusst zu Unrecht belastet hatte. Damit, so das Fazit der Gutachterin, sei es am wahrscheinlichsten, dass die Schilderungen erlebnisbezogen seien.
Das Verfahren wird am Dienstag mit dem psychiatrischen Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten und einer möglichen Unterbringung in der Psychiatrie fortgesetzt. Die Prozessbeteiligten rechnen außerdem damit, dass heute bereits das Urteil verkündet wird.