Neuenrade.

Der ganz normale Scheidungswahnsinn spielte sich am Samstag im Kaisergarten ab. Die Landesbühne Rheinland-Pfalz zeigte die Komödie „Der Rosenkrieg“ mit Martin Semmelrogge in der Hauptrolle. Und der ganze voll besetzte Saal amüsierte sich darüber, wie sich zwei Eheleute nach und nach gegenseitig zerstören.

Die Ausgangssituation könnte beliebiger nicht sein. Oliver Rose (Semmelrogge), ein gut verdienender Anwalt, und seine Frau Barbara (Susann Fabiero), eine reiche Hausfrau, merken nach 18 Jahren, zwei Kindern und einem Haus, vollgestopft mit Kostbarkeiten, dass ihnen die Liebe abhanden gekommen ist.

Die Dämme brechen endgültig

Er hatte ihr nicht zugehört, als sie von ihrer beruflichen Unabhängigkeit träumte. Sie fühlte sich erleichtert, als sie ihn nach einem vermeintlichen Herzinfarkt tot glaubte. Die Trennung wollen beide sachlich und einvernehmlich erledigen. Da befanden die Roses sich aber noch nicht in den Fängen ihrer geldgeilen Anwälte.

„Scheidung ist Krieg“, erklärt Olivers Anwalt Goldstein, herrlich jiddisch gespielt von Karl-Heinz Dickmann. Goldsteins größter Rivale ist zufällig Barbaras Anwalt, der golfspielende und tiefgebräunte Thurmont (Manfred Molitorisz). Er rät seiner Mandantin: „Treiben Sie Ihren Mann in den Wahnsinn.“ Und so glauben sich die Roses, angestachelt von ihren Juristen, jeder im Recht. Denn beide wollen vor allem eines nicht: Das Haus dem Gegner überlassen.

Und so wird der Palast der Roses zum Kriegsschauplatz. Er sägt die Absätze all ihrer Schuhe ab, sie sperrt ihn in der Sauna ein.

Sie verschließt „ihre“ Räume und er verwürzt ihr die Pastete. Doch die kleinen Gemeinheiten wachsen sich schnell in Angriffe auf Leib und Leben des anderen aus. Die Dämme brechen endgültig, als Oliver „aus Versehen“ Barbaras heißgeliebte Katze Mercedes mit seinem Ferrari überfährt.

Da zertrümmert sie nicht nur sein Auto, sondern zerbricht auch endgültig eine der beiden Boxerfiguren, wegen der sich Oliver und Barbara kennenlernten. Die beiden Figuren sind, so Oliver „Ein Paar! Sie können doch nicht alleine kämpfen!“ Und damit symbolisieren sie auch die Ehe der Roses: Ohne Gegner macht ein Kampf keinen Sinn.

Lieber in derHölle schmoren...

Dabei ist Barbara die treibende Kraft. Groß und energisch, mit einem strengen Zopf wie der einer Amazone ist Susann Fabiero als hassende Ehefrau ein erschreckender Gegner für den quäkenden, schelmenhaften Oliver. Sogar als dieser seinen Hund Benny (der vorher als echter Hund einen eindrucksvollen Auftritt hatte) als Pastete zu essen glaubt, ist Oliver noch immer zur Versöhnung bereit: „Barbara, ich liebe dich immer noch.“

Selbst eine erotische Lösung des Scheidungskrieges scheint ganz kurz möglich. Aber Barbara bleibt hart. Schließlich werden beide unter ihrem protzigen und wahrscheinlich ziemlich schweren Kristallkronleuchter begraben. Ist vielleicht ein glückliches Ende im Himmel möglich? Sogar im Angesicht eines mahnenden Gottes („Na, na, na!“) zanken sich die beiden weiter. Schließlich wird beiden klar: Lieber ewig in der Hölle schmoren, als den Ex weiter ertragen zu müssen.