Dorsten. .
Die Zivis sind gegangen, die „Bufdis“ gekommen und das in großer Zahl. So hat es das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben für das gesamte Bundesgebiet gemeldet. Aber längst nicht überall wurde der Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) gut angenommen. Höchstens 30 Stellen seien es bislang in Dorsten, erklärt Peter Galios, beim Bundesamt als Regionalbetreuer auch für Dorsten zuständig.
Dabei könnten grundsätzlich alle früheren Zivildienststellen jetzt auch als Bufdi-Stellen anerkannt werden. Wenn es danach ginge, hätte alleine die Caritas 30 bis 40 Bufdis einstellen können. „So viele Zivis hatten wir in Spitzenzeiten“, erinnert sich Geschäftsführer Klaus Schrudde. Tatsächlich aber gibt es bei der Caritas nicht einen Bufdi und wird es auch so bald nicht geben. „Der Zivildienst ist ja schleichend weggefallen“, erklärt Schrudde. Schon lange vor dem endgültigen Aus Ende 2011 wurde der Zivildienst auf ein halbes Jahr verkürzt und deshalb von der Caritas kaum noch in Anspruch genommen. Frührentner und Ehrenamtliche übernahmen die Aufgaben.
Zudem, so Schruddde weiter, sehe die Caritas im Bistum Münster den Bundesfreiwilligendienst auch durchaus kritisch, weil er Arbeitsmaßnahmen verdrängt habe und als arbeitsmarktpolitisches Instrument genutzt werde. Diese Gefahr sieht auch Reiner Holt, Referent für Freiwilligendienst bei der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, der den Freiwilligendienst als Bildungsjahr für junge Menschen sehr begrüßt. Vor allem bei Älteren fürchtet er aber einen neuen Billiglohnsektor. Denn neu am Bundesfreiwilligendienst ist, dass es nach oben keine Altersgrenze gibt, Ältere auch in Teilzeit arbeiten können und dass auch unter Hartz IV-Empfängern für die Teilnahme geworben wird.
250 Euro beträgt das Taschengeld für Freiwillige unter 27 Jahren, 350 Euro für Freiwillige über 27 Jahren bei einem 39-Stunden-Job, erläutert Peter Galios. Seit Jahresbeginn dürfen Hartz IV-Empfänger 175 Euro als Zuverdienst behalten. Vor allem unausgebildete Hilfskräfte hofften auf neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auch alleinerziehende Mütter hätten schon Interesse bekundet, berichtet Reiner Holt.
Unter den 143 Beschäftigten im Freiwilligendienst der Diakonie im Kirchenkreis RE ist aber erst ein 39-Jähriger. Zu schwierig sei es noch, Stellen und Bewerber zueinander zu bringen. „Tankerqualitäten“ bescheinigt Holt manchen Einrichtungen, die Probleme hätten, Stellen so zurecht zu stricken, dass sie zu den Bewerbern passen. Dennoch beschäftigt die Diakonie bereits Bufdis: fünf sind es in der Dorstener Werkstatt, vier im zur Werkstatt gehörenden Fördergruppenhaus für Menschen mit mehrfachen Behinderungen.
Der Bundesfreiwilligendienst ermöglicht auch neue Einsatzbereiche in kulturellen Einrichtungen, Sportvereinen oder im Tierpark, wirbt Regionalbetreuer Peter Galios. Voraussetzung ist immer, dass es sich um zusätzliche Aufgaben handelt. Sein Werben war bei der Stadt Dorsten bereits erfolgreich. Vier Bufdis gibt es im Rettungsdienst, drei im Grünflächenbereich, zwei im Treffpunkt Altstadt, zwei in der Gesamtschule Wulfen und drei werden noch für die Haldenwangschule gesucht.
Auf der Suche ist auch noch das AWO-Seniorenzentrum in Wulfen. Früher gab es hier zwei Zivis, so die stellvertretende Heimleiterin Sonja Schroer-Klösener, derzeit nur noch eine FSJ’lerin, einen Bufdi würde man sofort einstellen. Zwei bis drei Stellen will man beim DRK Dorsten schaffen. Gerade habe er den Vertrag beim DRK-Kreisverband Unna unterschrieben, mit dem man kooperiere, sagt Geschäftsführer Friedhelm Koch. Acht bis zehn Zivis hat es früher gegeben vor allem im Fahrdienst und der Begleitung Älterer und Behinderter.
Caritas-Geschäftsführer Klaus Schrudde kann dem Wegfall der Zivildienstleistenden im übrigen auch Positives abgewinnen: „Seitdem sind die Schadensquoten im Pkw-Bereich um 60 bis 70 Prozent gesunken!“