Halver. .

Graue Mönchskutten, schmucklos und schlicht, verweisen auf den Ursprung der Lieder. Schweigend, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, durchschreiten die sieben Sänger, die sich anschicken, vom Mittelalter eine Brücke ins Heute und Jetzt zu bauen, den Kirchenraum. Jeder hält eine Kerze in der Hand. Nur das Rascheln der Gewänder ist zu hören. Andächtige Stille stellt sich ein.

Mit ihrem von tiefer Spiritualität durchdrungenen Gregorianik-Pop holte die Gruppe „Gregorianika“ ihren begeisterten Zuhörern am Sonntag in der katholischen Kirche Christus König die Sterne vom Himmel.

Wohliges Gänsehautkribbeln

Unter Leitung von Oleksiy Semenchuk, dessen wohlklingende, tragende Bassstimme mühelos tiefste Tiefen meisterte, begeisterte das siebenköpfige Ensemble mit einem Programm, das die mystische Gregorianik des frühen Mittelalters, klassische Choräle und Eigenkompositionen vereinte.

Vom Mönchsgebet über einstimmigen und unbegleiteten liturgischen Gesang in lateinischer Sprache bis zu Hits wie „Ameno“, die wohliges Gänsehautkribbeln verursachten, spannte das Ensemble den Bogen. Trotz des ungemütlichen Wetters war die Kirche beim Gastspiel der Männer in Mönchskutten, die mit makellos schönem a-cappella-Gesang begeisterten, voll besetzt. Das gedämpfte Licht in der Kirche, die während des Konzerts nur von Kerzen erhellt wurde, tat das seine, die Zuhörer in eine andere Zeit zu versetzen. In der Höhe wie in der Tiefe füllten die Chormitglieder, die sich 2002 in Lwiv (Ukraine) kennen lernten, ein enormes Klangspektrum aus. Schier unglaubliche Höhen erklommen Volodymyr Popiv, Sherhiy Rybyn, Vasyl Melnychuk und Bohdan Slipak, die Tenöre der Gruppe. Wärme und Ausdruckskraft verliehen die Baritone Taras Strokun und Petro Pavlinskyy den ausgefeilten, vielseitigen Arrangements. Das tragende Bassfundament der Darbietungen legte Chorleiter Oleksiy Semenchuk, der auch die Moderation des Nachmittags übernahm.

Forte und piano, zart und stimmgewaltig rief der Chor mit seinen Liedern zu innerer Einkehr, Meditation, zum Lobpreis und zum Jubel auf. Einstimmig und mehrstimmig, als geschlossener Klangkörper und mit Beiträgen, bei denen sich die Sänger als Solisten vorstellen konnten, gewährte Gregorianika mit seinen mystischen Gesängen einen tiefen Blick in die eigene Seele. Nur der Querflöte war es gestattet, mit der menschlichen Stimme zu singen und die Gedanken auf Reisen zu schicken. Uralte Mönchsweisheiten wie „Ora et labora“ (Bete und arbeite) trug das Septett ebenso vor wie die Aufforderung, an sich selbst und seine geschenkten Gaben zu glauben („Believe in you“). Die Lieder, mit denen sich der Chor einer momentan höchst angesagten Musikrichtung widmete, kamen authentisch und modern, faszinierend und lebendig rüber.