Halver.

Auch echte Pferdenaturen machen mal schlapp. Hufrehe, Verletzungen der Sehnen und Bänder, Gelenkerkrankungen, Schnitt- oder Risswunden, Wundheit und Steifheit – von PS wie Pferdestärke keine Spur. Ein Fall für den XXL-Ostfriesen Tamme Hanken oder den Pferdeflüsterer? Angela und Andreas Draut schmunzeln und schütteln den Kopf. Nein, aber ganz klar ein Fall für das Draut Pferde Rehazentrum (DPR). Auf Drauts Hof in Ober-Buschhausen können Vierbeiner kuren. Modernste Technik und ein Team aus Spezialisten sollen geschwächten Vierbeinern buchstäblich wieder auf die Beine helfen.

Keine Konkurrenz zu Medizinern

Hydrotherapie, Magnetfeldtherapie, Osteopathie, orthopädischer Hufbeschlag – in Drauts „Gesundheitstempel“ werden alle Register für eine erfolgreiche Reha gezogen.

Allerdings nicht im Alleingang, wie die beiden betonen. Sie sehen sich nicht als Konkurrenz zu den Medizinern, sondern setzen auf Kooperation mit Tierärzten und anderen Pferdespezialisten. Drei „Belegbetten“ bzw. Belegboxen stehen zur Verfügung. Das DPR richtet sich u.a. an Pensions-Stallbesitzer, die mit der Krankenpflege überfordert sind, oder Tierärzte, die ihre Patienten fachgerecht versorgt wissen wollen. „Die Reha unterstützt mit modernster Technik die Selbstheilungskräfte der Natur beim Pferd“, sagt Andreas Draut. So werde das Pferd schneller wieder gesund.

Bei Draut gibt's keine Hau-Ruck-Methoden

Andreas Draut ist Krankenpfleger. Seine Frau Angela und er sind Pferdenarren. Beim Pferdestammtisch auf dem Hof fachsimpeln regelmäßig Reiterinnen und Reiter aus der Region, reges Interesse natürlich auch für das Reha-Projekt. Und auch das Pferd eines Nachbarn hat schon mal getestet. Entspannung als Therapieerfolg.

Angela Draut beruhigt das Pferd, während die Salzwassermaschine läuft.
Angela Draut beruhigt das Pferd, während die Salzwassermaschine läuft. © Jan Lehmann

Lia macht zirkusreife Faxen, auch wenn ihr das Wasser bis zu 60 Zentimeter über die Hufe geht. Die Haflingerstute steht im „Aqua Spa“, dem Kernstück des DPR. Hydrotherapie steht auf dem Kur-Programm, Kneipp lässt grüßen. Ein Kubikmeter Salzwasser auf zwei bis drei Grad heruntergekühlt – Wellen wie am Meer umspülen die Beine. Wassertreten wirkt, wenn Wunden nicht heilen wollen, verhindert Wildfleischwuchs und trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

Lia bleibt cool, erst recht, wenn sie das Relaxtherapiegerät betritt – weiche Wärmestrahlen und warme Luft sorgen für Entspannung. Die Standfläche bewegt sich in alle Richtungen – ein Schritt auf dem Weg zum Muskelaufbau. Verkrampfungen lösen sich bei der Magnetfeldtherapie.

Doch nicht alle „Kurgäste“ haben so ein dickes Fell wie Lia. Es gibt auch Patienten, denen ist die „Nummer“ nicht ganz geheuer.

„Wir nehmen uns Zeit. Wir machen das Tier behutsam und ruhig mit der neuen Umgebung und den Geräten vertraut. Bei uns gibt es keine Hau-Ruck-Methoden“, verspricht Angela Draut, die seit über 20 Jahren mit Pferden auf Du und Du ist. Spricht da die Pferdeflüsterin?