Plettenberg. .

Musik war und ist der Dreh- und Angelpunkt im Leben von Kirchenmusikdirektor Gerhard Strub. So erstaunte es nicht, dass sich die Abschiedsfeier für den Kantor der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg aus vielen musikalischen Beiträgen zusammensetzte. Das Kammerorchester der Kantorei spielte aus dem Concerto grosso des Komponisten Arcangelo Corelli auf, bevor Superintendent Klaus Majoress das Wort ergriff.

Schätzen und lieben gelernt haben ihn viele während seiner 31-jährigen Tätigkeit in Plettenberg. „Der Ruhestand ist das, worauf viele ihr Leben lang hinarbeiten – und dann ist der Zeitpunkt plötzlich da. Sie, Herr Strub, haben nie darauf hingearbeitet, sondern sind förmlich davon überfahren worden“, beschrieb Majoress am Sonntag beim Empfang im Dietrich-Bonhoeffer-Haus die intensive Arbeitsführung des bisherigen Kantors.

Eine besondere Form des Rückblicks gaben ehemalige Orgelschüler und Kollegen nach der Melodie „Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ zum Besten. Inhaltlich und musikalisch wunderbar arrangiert, gab dieses Lied humorvoll ein Stück des Strubschen Arbeitsweges wider.

Die Redner hoben besonders das musikalische Einfühlungsvermögen Strubs hervor: „Dein Dirigat war von großer Bescheidenheit geprägt und hat mir persönlich eine neue Perspektive geistlich-musikalischen Denkens eröffnet“, so Peter Brennscheidt vom Posaunenchor, den Strub neben seiner Kantor-Tätigkeit ehrenamtlich leitete.

Wilfried Wagener, Musiklehrer am Albert-Schweitzer-Gymnasium und Chorleiter, bestätigte: „Seit 16 Jahren arbeiten wir immer mehr und besser zusammen. Und das sehr ergiebig. Ich hoffe, unsere persönlichen und musikalischen Begegnungen sind nicht am Ende.“ Besonders würdigte Wagener die Arbeit Strubs als Stimmbildner bei den Freizeiten des Schulchors: „Die jungen Leute haben Dir aus der Hand gefressen.“

Dr. Brigitte Schröder sprach stellvertretend für die Kantorei ihren Dank aus: „30 Jahre lang hast Du uns die schönsten musikalischen Spitzenwerke nahegebracht.“ Dem Bach-Fan Strub finanziert die Kantorei eine Fahrt zum 800. Jubiläum des Thomanerchors in Leipzig. „Näher kann man Bach wohl nicht kommen.“

Rüdiger Warns von der benachbarten Kirchengemeinde Finnentrop erinnerte an den Zimbelstern für die Christuskirchen-Orgel; an dieser Anschaffung war Strub maßgeblich beteiligt: „Das wird immer eine Erinnerung an Dich sein.“ Er erzählte außerdem, wie Strub in eine defekte Finnentroper Orgel gekrochen war und mit Klebeband einen hängenden Ton repariert hat. „Es waren nur noch seine Füße zu sehen, nebenbei hat er unter der Orgel noch gewischt“, schmunzelte Warns.

Musiker haben vielzusammen erlebt

Man habe viel zusammen erlebt, schlug auch der ehemalige Pfarrer Erhard Fuchs in die gleiche Kerbe: Er habe Strub sogar einmal seine pastoralen Hosenträger geliehen. Neben schönen Erinnerungen an vierhändiges Musizieren habe ihn immer Strubs Orgelspiel beeindruckt: „Du hast Choräle nicht begleitet, sondern gestaltet und interpretiert“, erklärte Fuchs die musikalischen Fähigkeiten des Pensionärs zur Kunst. „Du hast Gottes Wort zum Klingen gebracht“, das könne nur jemand, der außergewöhnlich begabt sei.

Weiteres Markenzeichen: Strubs fast schon sprichwörtliche Bescheidenheit. „Du wusstest, dass Du gut warst, aber warst Dir nie zu gut, um mit anderen Musik zu machen.“ Andererseits hätte Demut auch Methode: „Immer wenn er etwas erreichen wollte, war er besonders demütig“, schmunzelte Fuchs. „Als Ruheständler sage ich Dir: Willkommen im Paradies, so lässt es sich leben.“

Nach so langer Zeit falle es ihm nicht leicht, Abschied zu nehmen, beteuerte Strub – und das sah man ihm deutlich an. Er dankte seinem Arbeitgeber, der Kirchengemeinde, für einen so großzügigen Abschied und die lange und gute Zusammenarbeit. „Wenn Not am Mann ist, kann ich einspringen.“

Das Gotteslob solle nicht verkümmern, sondern weiterhin wachsen und gedeihen. Seiner Nachfolgerin Liesa Verena Forstbauer wünschte Strub, dass sie in Segen arbeiten, Hürden überwinden und eigene Ideen und Vorstellungen umsetzen kann. Mit Blick auf die vielen Ensembles, Gruppen und Vereine, mit denen Strub zusammengearbeitet hat: „Danke für die schöne Zeit in Plettenberg.“