Lünen/Dortmund. . Im Mordfall Yasemin sagte gestern im Dortmunder Schwurgericht der Nebenbuhler des Angeklagten aus – jener Mann, mit dem die Lünerin Yasemin ein Verhältnis hatte.
Er wusste, dass die Frau, die er liebte, in höchster Gefahr schwebte. Doch er konnte nichts tun, konnte sie nicht warnen, da er selbst schwer verletzt im Krankenhaus lag. Im Mordfall Yasemin sagte gestern im Dortmunder Schwurgericht der Nebenbuhler des Angeklagten aus – jener Mann, mit dem Yasemin ein Verhältnis hatte.
„Ich sagte zu ihr: Bitte pack Deine Koffer und flieg zu Deiner Mutter“, sagte der 43-Jährige im Zeugenstand. Doch Yasemin habe nur geantwortet: „Ich werde nirgendwo hingehen, werde Dich doch nicht in Deinem Zustand allein lassen. Ich werde sogar für Dich sterben.“ Diesen erschütternden Dialog, so erzählt der Mann, habe er vom Krankenhaus aus geführt: Der 43-Jährige wurde am 23. Januar 2011 vor seiner Wohnung in der Jägerstraße brutal von einem Schlägertrupp zusammengeschlagen und -getreten. Der Auftraggeber dieser Strafaktion, davon ist Staatsanwalt Henner Kruse überzeugt, ist derselbe Mann, der Yasemin laut Anklage Tage später in einer Dortmunder Autowerkstatt zur Vergewaltigung angeboten hat. Und als die Männer nicht darauf eingingen, die 32-Jährige in der Nacht zum 30. Januar in ihrer Wohnung erwürgte – so jedenfalls sieht es die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte (34) schweigt nach wie vor zu den schweren Vorwürfen.
Dafür erzählte sein Nebenbuhler gestern umso mehr. So nannte er dem Schwurgericht eine Adresse, die mit Interesse notiert wurde. Eine Adresse in der Türkei, wo seine Noch-Ehefrau – die beiden leben in Scheidung – untergetaucht sein soll. Jene Frau soll bei dem Mord an Yasemin beteiligt gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft hatten sich die beiden Betrogenen damals zusammengerottet. Das Verfahren gegen die Frau ist zu Prozessbeginn abgetrennt worden, da man nicht wusste, wo sie sich aufhielt. Da sie die deutsche Staatsbürgerschaft hat, muss sie die Auslieferung befürchten – falls sie gefunden wird.
Was dem Mann, der Yasemin laut eigener Aussage bereits 2007 kennenlernte, wichtig ist: „Yasemin hat sich nicht in meine Ehe gedrängt, sie war nicht der Grund für meine Trennung.“ Vielmehr habe ihn seine Noch-Ehefrau in 22 Jahren Ehe „immer beschattet und beschatten lassen“, erzählte er.
Von dem nächtlichen Überfall vor seiner Wohnung an der Jägerstraße weiß der mittlerweile in Köln bei seinem Bruder lebende Mann nur noch, „dass da plötzlich Schritte waren. Ich hatte 43 Jahre keinen Feind und habe mir nichts dabei gedacht“. Sekunden später habe er einen harten Schlag gespürt, dann sei das Blut „wie aus einem Wasserhahn“ aus seinem Kopf geflossen. Wach wurde er am nächsten Tag im Dortmunder Klinikum: „Ich fand es komisch, dass mich meine Frau nicht besuchte.“ Acht Mal mussten seine komplizierten Beinbrüche operiert werden. Der Prozess um Yasemins grauenvollen Tod geht am 16. Januar weiter.