Er hat die 70 längst überschritten, aber nichts von seiner Spitzzüngigkeit eingebüßt: Franz-Josef Stevens bedauerte nämlich am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Programms für den Trägerverein Altes Rathaus den langen Vorlauf bei der Planung, die es schwierig mache, auf aktuelle Themen zu reagieren. Denn sonst würde der für Buß- und Bettag (22.11.) geplante Vortrag mit der Kulturbeauftragten der EKD, Dr. Petra Bahr, über „Die Schamlosigkeit der Gesellschaft“ bereits im Januar zu hören sein - angesichts eines „Präsidenten auf der rhetorischen Flucht“. So Stevens noch ganz unter dem Eindruck des Fernseh-Interviews mit Bundespräsident Wulff am Mittwochabend.

Ansonsten steht Stevens als bekennender „Technik-Enthusiast“ dazu, nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit zu sein. So käme ihm Facebook nie auf den Computer, „Facebook und Co“ hat es aber ins neue Programm des Trägervereins geschafft. Um „Das Ende der Privatheit“ wird es am 26. März bei einem Vortrag mit Prof. Dr. Norbert Pohlmann, von der Fachhochschule Gelsenkirchen gehen, der die Vorzüge und Gefahren der neuen sozialen Netzwerke beleuchten wird. Die „dunkle Seite des Internets“ wird bereits am 28. Februar Dr. Torsten Porsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Münster, erhellen, der zu Cybermobbing und sexueller Belästigung im Internet forscht.

Ganz aktuell ist der Trägerverein Altes Rathaus angesichts der Mordserie Rechtsextremer mit seinen Veranstaltungen zu Islam und islamfeindlichen Strömungen. So wird sich Dr. Thomas Pfeifer vom Innenministerium NRW unter dem Titel „Wir oder die Scharia?“ (2.2.) mit rechtsextremer Propaganda auseinandersetzen. Die Imame in Deutschland sind Thema des Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Rauf Ceylan (14.2.), der beklagt, dass sich die deutsche Politik bislang zu wenig um die Multiplikatoren der muslimischen Gemeinden gekümmert habe. Sind sie Hassprediger oder gut in der deutschen Gesellschaft verankert und so Garanten für eine Integration ihrer Landsleute? Dritter Abend in der Reihe (25.4.) ist der mit Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Uni Essen. Er wird sich mit der Frage beschäftigen, ob es Parallelgesellschaften von türkischen Migranten gibt.

Besondere Leckerbissen im Programm sind auch der Besuch des Fernsehjournalisten Sven Kuntze (12.3.), den Stevens seit 1999 kennt. Da war er Gast der VHS, dessen Chef Stevens damals war, und lud als erster und einziger Referent alle Zuhörer zum Rotwein ein. Im März wird er seinen Bestseller „Altern wie ein Gentleman“ vorstellen. Rotwein ist auch dabei. Zu den Leckerbissen gehören auch zwei Veranstaltungen über das II. Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren eröffnet wurde; die eine mit Prof. Dr. Hans Hermann Henrix (7.3.), der über das Verhältnis von Kirche und Judentum reden wird, die andere mit Prof. Dr. Klemens Richter (20.3.) über die Treue zum Konzil. Ganz anders das Thema von Hans Conrad Zander, der sein Buch „Als die Religion noch nicht langweilig war“ vorstellen wird (8.5.).

Zum „Heimspiel“ mit der Wulfenerin Felicia Meyerratken an der Truhenorgel - ausgeliehen von Bottrop - und Elizabeth Marschner-Schierling (Oboe, Englischhorn) bittet der Trägerverein am 29. Januar. Zu hören sein werden u.a. Werke von Bach und Mozart. Den Programmreigen eröffnen aber bereits am 14. Januar, die gebürtige Dorstenerin Jutta Wilbertz und Eric Kunz mit dem Chansonabend „Dann schnall ich mir den Flügel um“.