Rees. . Mit dem Euro-Jungen kam die neue Währung. Kassierer Herbert Düffels erinnert sich an den Ansturm vor zehn Jahren .
Herbert Düffels weiß, was zu tun ist, wenn der Auftrag lautet:, „Ich will 200 Mark von meiner Rente abholen.“ Nach über 30 Jahren als Kassierer bei der Volksbank in Rees kennt er seine Kunden. Und in diesem Fall muss er nicht fragen: „Meinen Sie 100 oder 200 Euro.“ Er weiß, dass die D-Mark immer noch gängiger Sprachgebrauch ist. Er zahlt natürlich 200 Euro aus.
EIn ganz besonderer Neujahrstag
Gut erinnert sich der Banker, der 1969 bei der damaligen Spar- und Creditbank Rees (heute Volksbank) seine Ausbildung begann, an die Umstellung von DM zu Euro - vor zehn Jahren. Darum war die Volksbankausnahmsweise am 1. Januar geöffnet!
An diesem Tag wurde vor dem Eingangsportal der Euro-Junge, die Bronze-Skulptur von Dieter von Levetzow, eingeweiht. Bankdirektor Rolf Albring erinnert sich noch, dass sein Vorstandskollege Peter Jankowski die Idee hatte, dem Währungswechsel ein Denkmal zu setzen. „Damals sahen wir alle sehr euphorisch dem Euro entgegen, schließlich stand die Einheit Europas im Vordergrund. Heute sehe ich das allerdings anders“, resümiert Rolf Albring. Die Euroumstellung war generalstabsmäßig geplant. „Wir hatten uns ja schon im Vorfeld mit den neuen Münzen und Scheinen vertraut gemacht. Und die Euro-Starter-Kits wurden ja bereits schon im Dezember 2001 ausgegeben.“
Obwohl man in den ersten Monaten noch mit DM zahlen konnte, wollte jeder sofort das neue Geld besitzen. „Die Leute standen Schlange“, erzählt Herbert Düffels. Also wurden mehrere Kassen aufgemacht und die Geldzählmaschine außerhalb des Kassenraums aufgestellt, um den Umtausch zu entzerren. Auch der ehemalige Tresorraum wurde mit Kassen bestückt.
Zu diesem Zeitpunkt haben viele auch ihre 5-DM oder 10-DM-Stück-Sammlung aufgelöst. Denn nur die älteren Münzen aus den 50er und Anfang der 60er Jahren galten als sammelwürdig. Auch heute noch tauscht die Bundesbank DM-Stücke und -Scheine. „In unserem Mitgliedersparbuch gibt es einen Gutschein, damit kann man seinen DM-Bestand auch heute noch bei uns eintauschen“, erklärt Düffels.
Während früher 5-Markstücke oder Sonderprägungen fleißig gesammelt wurden, ebbte die Nachfrage nach Euro-Sondereditionen merklich ab. „In der ersten Zeit sammelten viele die Euro-Münzen der beteiligten Länder und fragten schon mal an der Kasse nach, ob wir dieses oder jenes Land haben“, erinnert sich Düffels. Die Zehn-Euro-Sonderprägungen werden in der Reeser Hauptfiliale nur von etwa fünf Sammlern regelmäßig angekauft. Und Editionen, die bereits im Sommer erscheinen sollten, trafen jetzt erst ein . „Was mit den hohen Silberpreisen zu tun hat. Daher wurde die Legierung geändert.“ Herbert Düffels hat Tag für Tag mit Bargeld zu tun. Aber gesammelt hat er zu keinem Zeitpunkt. Auch sein ehemaliger Chef Rolf Albring gehörte nie zu den Münzsammlern.
Macht der Gewohnheit
Wenn Rolf Albring sich an die Einführung der D-Mark in der DDR erinnert, die die Reeser vor Ort begleiteten, dann hatte sie eine andere Dimension als die Euro-Umstellung: „Der Kurs stand fest, die Umstellung lief über das Rechenzentrum. Es gab nur wenig Beratungsbedarf bei den Kunden. Das war in der ehemaligen DDR ganz anders.“
Dass nach zehn Jahren die D-Mark noch in vieler Munde ist, führt Herbert Düffels nicht auf die Eurokrise zurück, sondern auf die Macht der Gewohnheit.