Lüdenscheid. .
Der Jahreswechsel 2011/12 steht vor der Tür. Ein guter Anlass, die Vorsitzenden der Lüdenscheider Ratsfraktionen einmal im Jahr zurück und auch in die Zukunft blicken zu lassen. Um ihre Gedanken dazu den Lesern näher zu bringen, hat die WR-Lokalredaktion Lüdenscheid einen Fragebogen entwickelt. Alle Fraktionsvorsitzenden erhielten dieselben Fragen. Heute antwortet: Jens Holzrichter (FDP)
1Ganz spontan: Welches Ereignis 2011 hat Sie besonders bewegt? Warum?
Die Natur- und Atomkatastrophe in Japan. Ihre Auswirkungen werden auch politisch noch lange spürbar sein - zu Recht.
2Das alte Thema „Sparen“: Wo kann die Lüdenscheider Politik Ihrer Meinung nach im öffentlichen Haushalt noch den Hebel ansetzen? Und wo hat das im abgelaufenen Jahr gut geklappt?
Die Haushaltssanierung 2012-2021 erfordert eine große Kraftanstrengung aller. Dazu gehört auch die Disziplin, sich hier sowohl eines Verschwendungsvorwurfs als auch einer Unverzichtbarkeitserklärung zu enthalten.
3Stichwort Sicherheit auf Lüdenscheids Straßen: Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Wo sind mit Blick auf 2011 bereits Erfolge zu verzeichnen?
Die Zusammenarbeit von Polizei, Ordnungsamt, Verkehrsabteilung im Rathaus, Verkehrswacht und weiteren Stellen hat sich bewährt. Der wichtigste Schritt zu mehr Verkehrssicherheit ist allerdings die Einsicht der Verkehrsteilnehmer. Deshalb halte ich konsequentes Durchgreifen zum Schutze Schwächerer (etwa durch Geschwindigkeitskontrollen vor Schulen und Kindergärten) für besser als Schikanen am Stadtrand, die weder nachvollziehbar noch kontrollierbar sind.
4Bereich Kultur: Hat die aktuelle Angebotspalette zwischen Musikschule und Kulturhaus eigentlich noch Sinn, wenn sich die demografischen Vorzeichen in der Bergstadt verschieben? Liegt hier noch Sparpotenzial? Oder muss im Gegenteil mehr getan werden?
Natürlich hat ein breites Kulturangebot Sinn – aber auch hier muss gespart werden. Dabei sind Kooperationen mit Partnern innerhalb und außerhalb der Stadt sinnvoller als die üblichen „Alles-oder-Nichts“-Schließungsdiskussionen.
5Welche Rolle sollte bürgerschaftliches Engagement künftig spielen? Sehen Sie im abgelaufenen Jahr Beispiele für mehr oder weniger gelungene Projekte?
Ohne bürgerschaftliches Engagement wäre unsere Stadt schon jetzt um vieles ärmer – buchstäblich. Umso mehr sind wir in Zeiten leerer Kassen auf das Ehrenamt angewiesen. Dabei dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, dass viele Vereine große Nachwuchssorgen haben. Hier machen sich neue Familienstrukturen und ein geändertes Freizeitverhalten bemerkbar. Umso wichtiger ist, dass die Förderung des Ehrenamts keine Floskel für Sonntagsreden bleibt.
6Ihre ganz ehrliche Meinung: Ist Lüdenscheid familienfreundlich genug? Wenn ja: wo? Und: Was würden Sie sich noch an Verbesserungen in diesem Bereich wünschen?
Kann eine Stadt zu familienfreundlich sein?
7Prognose einmal anders: Was sollte sich 2012 keinesfalls ereignen?
Eine Auswahl: Krieg, Terror, siebter Stadtbrand. Koalitionsbruch, Wahlkampf, Stillstand. Abstieg von HSV, IEC oder HSG. Haushaltssanierung scheitert in Lüdenscheid, Düsseldorf oder Berlin. DFB-Elf scheitert in Polen und Ukraine. Währungsstabilisierung scheitert in Europa.
8Was wünschen Sie Ihrem politischen Gegner fürs nächste Jahr?
Die Einsicht, dass harte Zeiten schwere Entscheidungen und einen Schulterschluss über Parteigrenzen hinweg erfordern.
9Und schließlich: Wie sind Sie ganz persönlich – und vielleicht auch Ihre Familie – durchs Jahr 2011 gekommen? Mit welchen Gefühlen schauen Sie ins nächste Jahr?
2011: Gut, aber anstrengend. 2012: Anstrengend, aber gut.