Lüdenscheid. .

Der Jahreswechsel 2011/12 steht vor der Tür. Ein guter Anlass, die Vorsitzenden der Lüdenscheider Ratsfraktionen einmal im Jahr zurück und auch in die Zukunft blicken zu lassen. Um ihre Gedanken dazu den Lesern näher zu bringen, hat die WR-Lokalredaktion Lüdenscheid einen Fragebogen entwickelt. Alle Fraktionsvorsitzenden erhielten dieselben Fragen. Heute antwortet: Oliver Fröhling (CDU)

1Ganz spontan: Welches Ereignis 2011 hat Sie besonders bewegt? Warum?

Der Tsunami in Japan und die daraus entstandene nukleare Katastrophe.

Dieses Ereignis hat uns wieder deutlich gemacht, wie stark die Natur ist und wie schwach wir Menschen in unserer hoch technisierten Welt tatsächlich sind. Schockierend finde ich allerdings, wie schnell diese Katastrophe wieder aus den Medien und auch den Köpfen der Menschen verschwunden ist.

2Das alte Thema „Sparen“: Wo kann die Lüdenscheider Politik Ihrer Meinung nach im öffentlichen Haushalt noch den Hebel ansetzen? Und wo hat das im abgelaufenen Jahr gut geklappt?

Sparpotenzial liegt vor allem bei den Verwaltungskosten, wobei die Personalkosten den größten Kostenblock darstellen. Es soll niemand entlassen werden, aber es muss möglich sein, bei normaler Fluktuation zu beachtlichen Einsparungen zu kommen.

Hier wurde in den vergangen Jahren einfach viel zu wenig gespart. Das Thema Kostenreduzierung muss stringent in allen Bereichen der Verwaltung umgesetzt werden.

Im abgelaufenen Jahr sehe ich keine nennenswerten erfolgreich realisierten Einsparungen, es wurden lediglich Steuern und Abgaben erhöht, wie zum Beispiel die Kindergartenbeiträge. Meines Erachtens der falsche Weg.

3Stichwort Sicherheit auf Lüdenscheids Straßen: Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Wo sind mit Blick auf 2011 bereits Erfolge zu verzeichnen?

Lüdenscheid zählt zu den Städten mit der niedrigsten Kriminalitätsrate in NRW, auch wenn das subjektive Empfinden oftmals ein anderes Bild vermuten lässt. Ein höheres Sicherheitsgefühl kann nur durch die regelmäßige Präsenz der Polizei im öffentlichen Stadtbild entstehen.

Hinsichtlich der Verkehrssicherheit ist die Geschwindigkeitsreduzierung (und Kon­trolle) auf der Talstraße schnellstens umzusetzen, da hier immer wieder schreckliche Unfälle passiert sind.

4Bereich Kultur: Macht die aktuelle Angebotspalette zwischen Musikschule und Kulturhaus eigentlich noch Sinn, wenn sich die demografischen Vorzeichen in der Bergstadt verschieben? Liegt hier noch Sparpotenzial? Oder muss im Gegenteil mehr getan werden?

Mit unseren Kultur-Einrichtungen sind wir aus meiner Sicht ganz gut aufgestellt. Wir stehen zu unserer bisherigen Aussage, dass keine Einrichtung geschlossen werden darf. Die Angebotspalette deckt viele Bedarfe ab – und wir wollen schließlich, dass die Stadt auch weiterhin für alle Altersgruppen attraktiv ist.

5Welche Rolle sollte bürgerschaftliches Engagement künftig spielen? Sehen Sie im abgelaufenen Jahr Beispiele für mehr oder weniger gelungene Projekte?

Bürgerschaftliches Engagement wird künftig, bei den immer knapper werdenden öffentlichen Haushalten, einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Wir können dankbar sein, dass es so viele ehrenamtlich tätige Menschen in unserer Stadt gibt, die in den verschiedensten Bereichen – oft im Verborgenen – unschätzbare Arbeit leisten. Es gibt sehr viele Beispiele für gelungene Projekte, von der Jugendförderung über die Sportvereine bis hin zu Angeboten für Senioren. Wir sollten hier nicht die unterschiedlichen Projekte bewerten, ehrenamtliche Arbeit verdient immer große Anerkennung, gleichwohl in welchem Bereich.

6Ihre ganz ehrliche Meinung: Ist Lüdenscheid familienfreundlich genug? Wenn ja: wo? Und: Was würden Sie sich noch an Verbesserungen in diesem Bereich wünschen?

Wir fühlen uns als Familie mit zwei kleinen Kindern sehr gut aufgehoben in Lüdenscheid. Die Angebote sind ausreichend. Natürlich kann man sich in allen Bereichen noch Verbesserungen vorstellen, diese müssen aber auch finanzierbar sein. Wobei wir wieder beim Problem wären. Aktuell wird viel Geld in Kinderbetreuungseinrichtungen investiert, was ich sehr begrüße.

7Prognose einmal anders: Was sollte sich 2012 keinesfalls ereignen?

Naturkatastrophen, Kriege, Terroranschläge – alles andere bekommen wir irgendwie in den Griff. Selbst die von den Medien förmlich herbei geredete Rezession sehe ich noch nicht und hoffe, dass sich die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fortsetzen wird.

8Was wünschen Sie Ihrem politischen Gegner fürs nächste Jahr?

Gesundheit, persönliches Wohlergehen, ein glückliches Händchen bei der Bewältigung von Problemen, einen ernst gemeinten Willen zum Sparen und ein wenig mehr Gelassenheit bei der Reaktion auf Anträge der Opposition – und diese auch mal mitzutragen.

9Und schließlich: Wie sind Sie ganz persönlich – und vielleicht auch Ihre Familie – durchs Jahr 2011 gekommen? Mit welchen Gefühlen schauen Sie ins nächste Jahr?

Das Jahr 2011 war für uns persönlich ein sehr gutes Jahr. Wir haben unser zweites Kind bekommen und alle sind wohlauf. Für meine Familie und mich wünsche ich mir für das neue Jahr vor allem eine stabile Gesundheit, alles andere werden wir schon „schaukeln“. Ich bin im Grunde Optimist.