Altena. .
Tlako Mokgadi hat einen Fan in Schweden. Vermutlich wird er ihn nie kennenlernen, denn dieser Hörer ist nur in der iTunes-Statistik des Altenaer Musikers aufgetaucht. Tlako Mokgadi hat die Produktionskosten einer greifbaren CD gegen die Online-Vermarktung aufgerechnet. Mit gleichem finanziellen Aufwand kann er die ganze Welt erobern, während auf gepresster Platte nur ein kleiner Kundenkreis zu erreichen ist.
Als selbstständiger und pfiffiger Berufsmusiker hat Tlako Mokgadi einen entscheidenden Vorteil: Er ist Band, Tonstudio und Plattenfirma in einer Person. Einen Song kann er eine Nacht lang in drei Stimmlagen durchsingen und aufnehmen. Jeweils zwölf Tonspuren einer Stimme übereinandergelegt, lassen ein einziges Lied so erklingen, als hätte ein 36-köpfiger Chor zur Melodie gesungen. „Das spart auch Personal“, erklärt der Altenaer lachend.
Sein erstes Album allerdings erschien ihm zu experimentell für eine CD-Vermarktung im großen Stil. „Al(l)one“ ist wahrhaftig keine Edition, die sich in der Werbung als „Das Rock-Album des Jahres!!!“ anpreisen ließe. Rock ist durchaus drin. Aber auch Reggae, orchestrale Passagen, Popmusik, Spaßgesänge und Stücke, die sich in kein Genre pressen lassen.
Agentur inEngland gefunden
Tlako Mokgadi suchte sich eine Agentur in England, die ihm schließlich den Weg in die Online-Musikindustrie öffnete. Neben der Lizenz für die größten Downloadportale iTunes, musicload und amazon bekam er auch die Software, um seine Musik für jene Börsen kompatibel zu machen. „Da ging die Arbeit erst richtig los“, blickt der Musiker zurück. Seine fix und fertig aufgenommenen Stücke mussten für die Richtlinien des Downloadmarkts erst in die passenden Dateigrößen und -formate gepackt werden. Zum Schutz seines geistigen Eigentums musste Tlako Mokgadi eine GEMA-Mitgliedschaft nachweisen. Die sichert ihm zudem Tantiemen für jede öffentliche Präsentation seiner Stücke.
Nach einigen schlaflosen Nächten war es vollbracht. Seit diesem Jahr ist die erste Solo-CD im Netz. Vermarktet hat er sie selbst noch in gar keiner Form: Der Hauptberuf als Musiklehrer und Live-Musiker verschlingt momentan zu viel Zeit. „Schade!“ findet er das selbst. Aber seine Musik arbeitet auch für ihn: Die Stücke von „Al(l)one“ sind in der Empfehlungsrotation von Apple. Nutzer von iTunes werden per Online-Stream auf sie aufmerksam gemacht. „So muss auch der schwedische Hörer auf mich aufmerksam geworden sein. Der hat sich mein Album nämlich daraufhin komplett angehört“, erklärt Tlako Mokgadi. Per Abrechnung erfährt er, wo seine Musik Anklang findet. Erfolgt ein Download, so verdienen sowohl die Musikportale, als auch die Agentur mit an den Stücken von „Al(l)one“. Bei iTunes bleiben pro Song 60 Cent beim Künstler. Kunden, die das Album komplett kaufen, zahlen nicht 99 Cent pro Stück, sondern einen vergünstigten Pauschalpreis.
Schon mit neuerProduktion beschäftigt
Der Künstler dankt und gibt noch Bonusmaterial vom neuen, gerade entstehenden Album oben drauf.
Daran arbeitet Tlako Mokgadi immer, wenn am Abend der letzte Musikschüler aus dem Haus ist. „Oft kommen mir nachts die besten Ideen“, erklärt er. Unanhängig von einer großen Plattenfirma steht er nicht unter Termindruck und kann sich die Zeit für Freizeitmusik frei einteilen. Das danken ihm auch Lebenspartnerin Ulrike Wagner, Tochter Amy und Sohn Mojo. Ohne privaten Ausgleich gäbe es schließlich „Al(l)one“ auch nicht: „In jedem Stück steckt ein authentischer Lebensabschnitt von mir. Das Leben ist mir immer die beste Inspiration gewesen.“