Unna. .

In seiner Jugend war Herbert Knebel ’nen richtigen Blickfang, ‘nen „Atonis“ praktisch. Da fuhr er noch mit seinen Eltern zum Campen nach Italien. Zum Essen gab es meist „hattgekochte“ Eier und Sülze – da kannste ihn heute aber mit jagen.

Vielleicht ist er deshalb so geworden. Ende sechzig, wohnt er in einer Straße neben einem Klärwerk in Essen. Fernweh nach andere Städte „kricht“ er nur am Bahnhof von Essen, dann fährt er mit dem Zug nach Castrop-Rauxel, Werl und Bochum – und is‘ am Ende froh, wieder in Essen zu sein.

Die Tage hat er übrigens sehr lecker gespachtelt – „wat war dat lecker gewesen“. Nur seine Enkelkinder, Jakkeliene und Marzel, die wollten nicht mitessen. Sorgen macht Herbert auch seine Ehefrau Gustel, die ab und zu ganz ungeahnte Forderungen zu stellen scheint. Doch er weiß das zu händeln – wenn Gustel „Bennos Eires“ sehen will, sollse halt im Schlafzimmer mal bisschen öfter dat Licht anmachen. Etwas belastet allerdings das vollkommene Eheglück: Herberts Seitensprung mit Gustels drei Schwestern – war aber praktisch gesehen kaum Leidenschaft dabei.

Gemeinsam mit seinem „Affentheater“, bestehend aus Ozzy, Ernst und dem Trainer, traf Knebel sich in der Stadthalle. Um sich ein wenig mehr zu Hause zu fühlen, schmückte die Bühne eine Stehlampe Marke Erbe-von-Oma. Das passt natürlich zum Motto des Programms: „Der Letzte macht dat Licht aus.“ Auf seiner Tournee zieht Knebel hauptsächlich durch Ruhrgebietsmetropolen – schließlich würde man ihn auch woanders gar nicht verstehen. Nicht-Ruhrpottler müssten hier erst einmal eine ganz neue Form der Satzstellung lernen, denn Herbert und sein Affentheater pflegen ihre Pottschnauze gründlich. Doch die Komödianten spielen ein dynamisches, kurzweiliges Programm, wie man es vom durchschnittlichen Ruhrgebietsrentner nicht erwarten würde. Trotzdem ist der Humor auch immer eine Gratwanderung zwischen Witz, Ekel und Fremdscham. Die Unnaer tobten dennoch, oder deshalb.

Übertroffen wird der Witz der Kunstfigur Herbert Knebel nur ab und an – von seinem Kumpel „Trainer“, der mit der herzzerreißend niedlichen Interpretation eines leicht senilen Opas beim Publikum landen konnte. Außerdem spielte Trainer ein prima Schlagzeugsolo. Die Mischung zwischen neuaufgelegten Klassikern wie „Mit 70 hat man noch Träume“ und Knebels Erzählungen, hat, nachdem das neue Programm bereits das Zwölfte seiner Art ist, längst treue Liebhaber gefunden. „Wir sind schon zum vierten Mal bei einer Vorstellung und es ist immer wieder ein lustiges, anderes Programm“, fanden Petra und Uwe Malke aus Unna.