Altena. .

Zum Weihnachtfest gehört nicht nur der Rotkohl in den Kochtopf, sondern auch Großmutters Tafelsilber. Mit Schnipseln von Alufolie aufgekocht, strahlt es wieder in vollem Glanz. Restaurantfachfrau Ute Prüßner hat bereits internationale Prominenz mit festlich gedeckten Tafeln verwöhnt. Die Altenaerin und VHS-Dozentin für den stilvoll gedeckten Tisch und Benimmregeln nach Knigge verrät, wie das Weihnachtessen zum Erfolg wird.

Die Tischdecke bildet den Anfang. Gestärkt und gemangelt bildet sie die Basis für ein gelungenes Ensemble. Aufgelegt sollten die Ränder an der Stuhlkante abschließen. Ist die Decke zu lang, darf der Gastgeber tricksen und sie unauffällig festtackern oder ankleben. Wer keine feine Tischwäsche besitzt, kann alternativ ein guterhaltenes Bettlaken verwenden. Tischläufer und Dekostoffe wirken besonders elegant, wenn sie mit den Kanten der Tischdecke abschließen.

Das Besteck muss glänzen und der zu Anfang genannte Tipp mit Alufolie und Kochtopf für das Tafelsilber ist durchaus ernst gemeint. Für die symmetrische Anordnung gibt es eine tolle Hilfestellung: Eine handelsübliche Papierserviette, deren Spitzen dem Durchmesser des Speisentellers entsprechen, dient aus Platzhalter für den Teller. Das Grundbesteck für die Hauptspeise wird links (Gabel) und rechts (Messer) an den Ecken der Serviette platziert. Es bleibt ein Daumennagel Abstand zur Tischkante. Der Messerbogen zeigt nach links. Besitzer eines kürzeren Mittelbestecks (für den Salat) legen dieses so an, dass Gabel- und Messerspitzen eine Reihe bilden. Der Suppenlöffel liegt rechts der Messer, schließt aber unten wieder mit dem Hauptbesteck auf. Das Buttermesser kann rechtsseitig mit einem Zentimeter Abstand zum Rand des Salattellers platziert werden. In der Mitte über dem Teller des Hauptgeschirrs liegt die Gabel mit den Zinken nach links, darüber der Löffel, der nach rechts zeigt.

Das Geschirr: Hier darf es gern Omas weißes Porzellan mit Goldrand sein“, erklärt Ute Prüßner. Nimmt man die Platzhalterserviette nun vom Tisch, passt der Hauptspeisenteller exakt in die durch das Besteck vorgegebene Lücke. Sind Muster oder Formen stilgebend, ist darauf zu achten, dass jedem Gast ein identischer Blick auf den Teller ermöglicht wird. Das gleiche gilt für den Suppenteller, der auf dem Hauptspeisenteller steht. Der festlich gedeckte Tisch verlangt Symmetrie. Während des Deckens sollte also in regelmäßigen Abständen ein prüfender Blick erfolgen.

Die Gläser sind zum Fest bitte poliert. Einen Zentimeter über der Messerreihe können Wasser,- Weißwein und Rotweinglas nebeneinander angeordnet werden. Stilbrüchig kann man im privaten Kreis nicht werden: Kommen Gäste, die viel öfter zum Wasserglas, als zum Weinglas greifen, darf dieses gern an der bequemen Stelle ganz rechts platziert werden. Trägt der Gastgeber Gläser auf, während schon Gäste am Tisch sitzen, so werden sie auf dem Kopf und am Stil transportiert.

Die Servietten sind farblich auf die restliche Tischdekoration abgestimmt. Elegant wirkt zum Beispiel ein aus der Papierserviette gefalteteter Fächer. Auf dem Teller arrangiert, zeigt er in die Richtung, aus der die Gäste sich der festlichen Tafel nähern. Wer nicht falten kann, stellt die Serviette mit der Spitze nach oben auf. Zum Essen können Gäste sie wahlweise auf den Schoß legen oder gefaltet neben den Teller. Nach dem Essen aber bitte nicht wieder darauf – das verbietet der Herr Knigge.

Die Menükarte kann mit Hilfe eines formschönen Passepartouts auch als Tischkarte Verwendung finden. Der Gast liest vorn seinen Namen. Beim Aufschlagen findet er die angebotenen Getränke auf der linken Seite. Für die Speisenfolge auf der rechten Seite sollten keine Fantasienamen für Gerichte Verwendung finden. Das freut den Gast, weil er weiß, was er bekommt.

Die Dekoration: Für sie gilt: Weniger ist mehr. Keinesfalls darf sie die Tafel so überladen, dass nicht mal mehr Platz zum Abstellen der Sauciere bleibt. Einen kleinen Tisch wertet ein zentrales Gesteck auf. Alles, was mittig zur Dekoration Verwendung findet, sollte niedrig sein. Das gilt insbesonders für Kerzen. Hohe Wachslichter sind oft störend beim Reichen von Speisen. Ist ausreichend Freifläche am Tischrand vorhanden, so kann dort auch ein großer Tafelaufsatz stehen. So lange der Gesamteindruck ein stimmiges Bild vermittelt, ist der eigenen Fantasie keine Grenze gesetzt.

Der ehrgeizige Gastgeber serviert Getränke von rechts und reicht Speisen von der linken Seite nach. Es gilt die Reihenfolge Dame vor Herr und Alt vor Jung und das möglichst im Uhrzeigersinn. Die Wasserflasche im Kühler auf dem Tisch wurde bitte vor dem Eintreffen der Gäste einmal aufgeschraubt, damit es keine spritzige Überraschung gibt. Aus einer Serviette faltet der findige Gastgeber außerdem einen Tropfenfänger für die Weinflasche. Den Wein öffnet er am Tisch und lässt den Gast am Korken schnuppern. Die Flasche wird nach dem Einschenken einer Probe neben das Glas gestellt.

Zwischen den Gängen wird alles nicht mehr Benötigte abgeräumt, bis auf die Gläser. Zum Nachtisch rückt der Gastgeber das Dessertbesteck in Greifweite des Gastes an den rechten Tellerrand.

Der Spaß am Essen„sollte immer im Vordergrund stehen!“ betont Ute Prüßner. Von einen gestresstem Gastgeber im Perfektionswahn hat die nette Gesellschaft nichts. „Wenn alle locker bleiben, wird es richtig schön!“