Barkenberg. . Ein gutes Dutzend älterer Herren, zünftig bekleidet mit Schürzen und weißen Kochmützen, schnippelt, brutzelt und rührt, entzündet zusätzliche Gasbrenner und heizt Kochplatten. Heraus kommt das WAZ-Weihnachtsmenü.
Die Dunstabzugshaube der Küche ist überfordert. Schon am frühen Morgen ziehen Dampfschwaden durch den Saal des ev. Gemeindezentrums an der Barkenberger Talaue und kondensieren an den Scheiben.
Ein gutes Dutzend älterer Herren, zünftig bekleidet mit Schürzen und weißen Kochmützen, schnippelt, brutzelt und rührt, entzündet zusätzliche Gasbrenner und heizt Kochplatten. „Wir kochen für 60 Personen. Da muss man früh anfangen“, sagt Heinz Sawatzki, der buchstäblich unter Dampf steht. Der 76-Jährige ist, wenn man so will, der Chefkoch der emsigen Truppe.
Kein Zufall, dass der ehemalige Polizeibeamte Regie führt. „Ich hab’ eine große Familie, koche öfter mal für 17 Personen“, sagt er. Gut geplant ist halb gekocht: Der Einkauf, die Vorbereitung, der Zeitplan, alles generalstabsmäßig organisiert.
Die Kochgruppe des Männerkreises tischt alljährlich auf
Alljährlich tischt die Kochgruppe des Männerkreises der ev. Kirchengemeinde Hervest-Wulfen sein Menü auf. Da kommen alle zusammen mit ihren Frauen und weiteren Gästen, 60 insgesamt. Im Rentenalter sind sie allesamt, 67 ist der jüngste Hobbykoch, Heinz Heek ist mit 89 der älteste. „Ich bin alleinstehend und genieße die Gesellschaft“, sagt Heek. Der Spaß an der Sache zählt nicht nur für den rüstigen Senior der Kochgruppe: „Die Zubereitung ist dabei fast noch wichtiger als das Essen.“
Man(n) kocht weihnachtlich
Professionelle Erfahrung bringt niemand aus der Runde mit für seine kochende Leidenschaft. „Wir haben alles dabei, vom Handwerker bis zum Hochschullehrer“, sagt Sawatzki. Was sie können am Herd, haben sie sich in 18 Jahren selbst beigebracht. Angefangen hat damals alles mit einem Vorschlag von Günter Schönborn, einem Urgestein des Männerkreises. „Sollen wir nicht einen Kochkurs machen“, hatte er gefragt. Erika Hülsbrink, eine Hauswirtschafterin, sei bereit, den Anfängern das Küchen-ABC zu vermitteln. „Hähnchen-Schenkel und Pudding, nicht s besonderes“, erinnert sich Heinz Sawatzki an die ersten Versuche. Als Erika Hülsbrink sich nach fünf Jahren verabschieden musste, haben sie selbst weitergemacht.
Zurück zu den Anfängen
Unter ein kulinarisches Thema stellen sie ihr alljährliches Weihnachtsmenü. Nach der EU-Erweiterung und einer gemeinsamen Tour nach Breslau und Krakau gab’s Gerichte aus den neuen Mitgliedsländern. Die westfälische Küche kam dann ebenso an die Reihe wie deftiges aus der Pfalz und Spezialitäten aus Schwaben. „Da mussten wir den Spitzkohl aus Filderstadt einfliegen lassen“, schmunzelt Sawatzki.
Mit den „biblischen Gerichten“ ging’s jetzt zurück zu den Anfängen. Da waren die Männer und ihre Gäste schon einmal „Zu Gast bei Moses“. Schwierig? „Nee“, sagt Heinz Sawatzki. „Aber es gab damals vieles nicht.“ Tomaten, Kartoffeln, Pfeffer und Zucker etwa. Einschlägige Kochbücher gibt es in reicher Auswahl. Gut zu wissen, denn die Bibel erwähnt zwar viele Gerichte, nennt aber nicht die Rezepte. „Esau verkaufte sein Erstgeburtsrecht an Jakob für ein Linsengericht“, heißt es da etwas. Das Rezept steht links.. Viel Spaß beim nachkochen und Guten Appetit!