Werdohl. .

Jedes zweite Kind in Werdohl besteht den Sprachtest im Kindergarten nicht und muss bis zur Grundschule zwei Jahre lang gefördert werden. Die Quote ist seit Start von Delfin-4 – so heißt der Test – unverändert hoch. Doch in der Stadt gibt es bereits erste Ansätze, viel früher mit dem Erlernen der deutschen Sprache zu beginnen.

Seit Mai bringen zwei Kindertageseinrichtungen das über drei Jahre angelegte Projekt „Offensive Frühe Chancen“ auf den Weg: die städtische Kita „Wunderkiste“ in Ütterlingsen und das Awo-Familienzentrum in Pungelscheid.

Lothar Freerksema erschüttert der Befund bei Delfin-4 nicht. Kinder mit Migrationshintergrund könnten mit vier Jahren die deutsche Sprache einfach nicht perfekt beherrschen – wenn zu Hause überwiegend die Muttersprache gesprochen werde, weiß der Leiter des Awo-Familienzentrums. Leider sei das noch zu häufig der Fall.

Nur in den seltensten Fällen gebe es optimale Bedingungen für ein zweisprachiges Aufwachsen. Aus einem ganz plausiblen Grund: Der Deutsch sprechende Elternteil sei berufstätig, der Türkisch sprechende bleibe mit dem Kind daheim. Und wenn dann Kinder erst mit vier oder fünf Jahren in den Kindergarten kommen, ist oft nur eines perfekt: die Misch-Sprache.

Freerksema nimmt die schlichten Fakten zur Kenntnis und hält den Sprachbefund nicht für Besorgnis erregend. Im Gegenteil: „Dass möglichst viele Kinder die Förderung bekommen, ist eine Chance“, sagt er. Rund 50 Prozent der Kinder im Awo-Familienzentrum haben einen Migrationshintergrund.

Förderung mit Geld aus Berlin

Während die Vierjährigen, die den Sprachtest nicht bestehen, in Sprachspielgruppen bis zur Einschulung gefördert werden, kümmert sich seit Mai Ayse Tanriverdi um die zwei und drei Jahre alten Kinder. Mit dem Programm „Offensive Frühe Chancen“ des Bundesfamilienministeriums soll die Förderung früh starten.

Ob diese Maßnahme fruchtet, werde „sich beim nächsten Delfin-4-Test zeigen“, hofft Freerksema. „Es wirkt natürlich politisch immer toll, wenn man ein zusätzliches Programm auflegt“, sagt Freerksema. Aber dafür bedürfe es eher einer besseren personellen Ausstattung, etwa mit speziell geschulten Erzieherinnen. „Das würde dann Delfin-4 überflüssig machen“, sagt Lothar Freerksema.