Holzwickede/Trutzhain.
Seit 14 Tagen scheint es gülden hinter dem Altar der Liebfrauen-Kirche. Kostbarstes Tuch schmückt das katholische Gotteshaus. Hergestellt wurde das Tuch von Udo van der Kolk. Der Inhaber der Weberei Egelkraut in Trutzhain hat sich den göttlichen Auftrag an Land gezogen.
Nun sind ungewöhnliche Aufträge – etwa von Opern oder Kirchen – nichts besonderes für den ausgebildeten Weber. Der Wunsch zweier Künstler hat es dann aber doch in sich: Denn sie haben bei Udo van der Kolk einen Stoff aus Echtgold bestellt.
Goldbrokat ist bereits angebracht worden
„Einen Stoff im Schuss gold zu weben, ist kein Problem. Aber auch noch die Kettfäden – das ist eine Herausforderung“, sagt van der Kolk. Bei dieser Webtechnik werden mindestens zwei Fadensysteme, der Kettfaden in Längs- und der Schussfaden in Querrichtung – rechtwinklig verkreuzt. Verarbeitet wurde der Goldfaden in einem Rokokomuster.
Der fertige Goldbrokat ist inzwischen zwischen zwei Stelen in der Liebfrauenkirche gespannt worden – dort, wo einst ein Hochaltar stand. „Da der Stoff vollständig verspannt wurde, muss er absolut fehlerfrei sein“, sagt van der Kolk. Den Goldfaden hat extra eine kleine Manufaktur hergestellt. Grundlage sind Baumwollfäden, die mit einer dünnen Kupferfolie umwickelt werden. „Danach wandern sie in ein Bad aus geschmolzenem Gold“, erläutert der Weber.
In der Renaissance und im Barock waren diese Stoffe zur Wandbespannung äußerst beliebt, aber eben für viele auch unerschwinglich. Diese Exklusivität imitierten schließlich lederne Tapeten, die durch Punzieren – das Prägen künstlerisch hochwertiger Motive – veredelt wurden. „Das war einfacher herzustellen als Brokat“, erzählt van der Kolk.
Die Stoffbahn für das Kunstprojekt ist letztlich fünf mal sechseinhalb Meter groß und erforderte vom Weber eine enorme Aufmerksamkeit: „Man steht wirklich am Webstuhl und muss permanent aufpassen, dass ein abgerissener Faden nicht noch andere ramponiert“, beschreibt der Experte. Übrig geblieben sind Reste, die wie Engelshaar aussehen. „Die schicken wir der Manufaktur zurück“, sagt van der Kolk, „und dort werden die Fäden wieder eingeschmolzen.“ Insgesamt wurde mehr als einhalbes Jahr an der Altarwand gearbeitet. Interessierte können das kostbare Tuch jederzeit in der Liebfrauen-Kirche bewundern.