Werdohl. .
Dünne Rauchschwaden zogen durch den Hausflur, doch rochen die nicht nach Brand, sondern recht angenehm nach würzigen Zigarren. Im Haus Kurt am Sommerhagen war jetzt der Rauchclub „Blaue Wolke“ zusammengekommen. Die Männer um Gastgeber Alexander Kurt feierten ein Jubiläum: Es war das 25. Treffen.
Herren mit dicken Zigarren, da denkt man auch an eine dazu passende Umgebung. Und die gibt es. Sein Jugendzimmer hat Alexander Kurt im Stil der Zeit des letzten deutschen Kaisers eingerichtet. Da stehen nostalgische Möbel, nichts Modernes, selbst die Lampe über dem Tisch ist stilecht, sogar mit brennenden Kerzen, das alte Grammophon mit dem großen Trichter fehlt ebenso wenig, wie Spiegel und Bilder in den damals in der Zeit des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts gebräuchlichen Rahmen. An einer Wand steht ein Himmelbett, gegenüber ein Sofa. Höhepunkt der Zusammenkunft war die Enthüllung von zwei kleinen Stuckbüsten. Sie zeigen Kaiser Wilhelm II und dessen Ehefrau Auguste Viktoria.
„Schon als Junge habe ich begonnen, das kaiserliche Zimmer stilecht einzurichten“, erzählt Alexander Kurt. „Ein Schulfreund hatte den Hausnamen Kaiser und wenn ich zu dessen Geburtstag ging, sagte sich immer, ich gehe zu Kaisers Geburtstag.“ Darauf habe dann seine Oma reagiert und aus der Kaiserzeit erzählt. So begann das Interesse für die Epoche. Er besorgte sich alte Möbel, baute auch einige selbst, Bilder und andere Gegenstände fanden Platz in dem Zimmer.
„Das kaiserliche Zimmer ist der richtige Ort für unsere jährlichen Zusammenkünfte. Wo gibt es sonst so etwas noch“, war aus dem Kreis der Gäste zwischen den Rauchschwaden zu hören. Allerdings war das Zimmer dann schnell in blauen Dunst gehüllt.
Klub zur Freundschaftspflege
Der Rauchclub wurde 1986 von Alexander Kurt gegründet. „Damals war es mir wichtig, die Freundschaften am Plettenberger Gymnasium noch über das Abitur hinaus durch regelmäßige Zusammenkünfte zu erhalten.“ Und es gab noch zwei weitere Zirkel der damaligen Schüler, doch der Rauchclub „Blaue Wolke“ überlebte als einziger.
Als Gründungsmitglieder sind neben Alexander Kurt noch Helge Staat aus Plettenberg und Frank Wilhelm aus Neuenrade dabei. Hinzu kamen Dr. Martin Heubner und Roland Schöttler aus Essen, Nils Biermann aus Bensberg, Dr. Frank Tewes aus Eberbach,Bernd Cordes aus Mainz. Oliver Busch aus Kierspe und als Zigarrenlieferant, der ehemaliger Kolonialwarenhändler Peter Trappe. Den weitesten Weg hätte Patrick Katerlöh, der sich in Tadschikistan aufhält, gehabt. Er war am Samstag, wie drei weitere nicht dabei. Und kurios beim Rauchclub ist es, dass alle Nichtraucher sind und nur einmal im Jahr beim Treffen am Sommerhagen so richtig qualmen.
Das taten jetzt alle nach einem guten Essen und beim Glas Wein. Der überdimensionale Aschenbecher (30 Zentimeter Durchmesser) war zum Schluss gut gefüllt.