Schwerte. . Stefanie Gutschlag ist überglücklich: Sie hat die Ursachen für einen zwölfjährigen Leidensweg entdeckt.

Zwölf Jahre lang stand die Welt von Stefanie Gutschlag auf dem Kopf. Jeden Tag ein bisschen mehr. Herzrasen, Rhythmusstörungen, Schwindel, Blutdruckabfall, Panikattacken, Durchfall, Erbrechen begleiteten die 28-Jährige – bis ein Zufall sie auf die Spur von Histamin und Diaminoxidase führte.

„Ich bin von Arzt zu Arzt gelaufen“, berichtet die gelernte Krankenschwester über ihren so langen Leidensweg. Auf die Idee, dass durch das fehlende Enzym Diaminoxidase der Abbau von Histamin im Körper nicht wie notwendig möglich ist und der Histaminspiegel durch die Aufnahme bestimmter Nahrungs- und Genussmittel steigt, ist keiner der Mediziner gekommen. Im Gegenteil. Statt einer Funktionsstörung des Körpers wurden psychische Probleme bei der jungen Frau vermutet – „Morbus Kappe kaputt“, wie sie es scherzhaft formuliert. „Dabei habe ich gefühlt, dass das alles nichts mit meinem Kopf zu tun hat“, erzählt sie.

Sehr selteneKrankheit

Der Zufall wollte es dann, dass Stefanie Gutschlag im Rahmen einer Internet-Recherche zum Thema Wespengiftallergie auf den Begriff Histamin gestoßen ist. „Ich habe die Definition gelesen und wusste: Das habe ich“, erzählt sie. Von einem Schwerter Allergologen wurde sie in eine Klinik nach Unna überwiesen – und erntete zunächst wieder Stirnrunzeln. Große Hoffnungen wollte man ihr angesichts der ausgesprochen seltenen Krankheit nicht machen, hieß es ärztlicherseits. Immerhin leidet nur ein Prozent der europäischen Bevölkerung an dieser besonderen Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit als Folge der Histamin-Intoleranz. Doch dann kam die Bestätigung der Eigendiagnose. Das ist jetzt gut sieben Wochen her, und seitdem geht es bergauf mit Stefanie Gutschlag.

„Die Diagnose hat mich zunächst emotional völlig aufgelöst“, sagt sie. Ihr sei bewusst geworden, wie viel sie verpasst habe in ihrem Dasein, weil Panikattacken und Angststörungen ein freies Leben nicht ermöglichten. „Das Schlimmste für mich war, dass die Leute gesagt haben, die hat einen Tick“. Und weil sie nur allzugut weiß, wie es ist, wenn man durchhängt, hat sie jetzt diesen Weg in die Öffentlichkeit gesucht. „Ich will helfen und beschreiben. Wenn diese Zeilen nur ein Mensch mit denselben Symptomen liest oder ein Arzt einen Patienten mit diesen Symptomen hat, habe ich mein Ziel damit erreicht“, erklärt Stefanie Gutschlag.

Dass sie jetzt nicht mehr alles essen kann, empfindet sie nicht als Beeinträchtigung. „Mir geht’s jetzt so gut“, macht sie ihr Glück greifbar. „Ich bin jetzt sogar ohne Bauchschmerzen wach geworden“.