Neuenrade/Hagen. .

Im Auftragsmordprozess gegen Pasquale B. und Mario L. sahen die Verfahrensbeteiligten gestern vor dem Hagener Schwurgericht den zweiten Teil der Videoaufzeichnungen von Vernehmungen des toten Kronzeugen Michael P. aus Neuenrade. Darin belastet er Pasquale B. und dessen Bruder Guiseppe schwer.

Es dürfte der letzte „Auftritt“ des Kronzeugen gewesen sein, der sich kurz vor seiner geplanten Aussage vor Gericht in der JVA Wuppertal das Leben genommen hatte. Das Video ist auf den 28. Juni diesen Jahres datiert. Michael P. sitzt entspannt Haltung auf einem Stuhl, spricht und gestikuliert dabei. Wie bereits in den ersten Aufzeichnungen hat der Neuenrader viel zu berichten. Sein Redefluss ist kaum zu stoppen. Ausführlich berichtet er von einer Flucht in die Niederlande nach einem Banküberfall, von Kontakten zu marokkanischen Zuhältern, von einem ominösen „Sharif“ und Straftaten, die er für ihn begangen haben will.

Auch kommt er auf den mutmaßlich Auftragsmord an Umberto S. zu sprechen. Die Tat nennt er ein „Geschäft“, an dem Pasquale B., dessen Bruder und Neffe beteiligt gewesen seien. Auch betont P., dass von weiteren Auftragsmorden die Rede gewesen sei. Er selbst habe den Kontakt zur Familie B. 2008 abgebrochen.

Den Angeklagten Mario L. streift er in seiner Aussage nur. Ihn bringt er mit einem Drogengeschäft in Zusammenhang. L. kenne er seit Mitte der 90er-Jahre aus Gaststätten der Familie B. Und, Monate vor dem Mord an Umberto S., habe er Mario L. bei der Familie B. gesehen und das Gefühl gehabt, dass der ihn als Täter „abgenickt“ habe.

Seine letzten Worte auf dem Video gelten seinem Kind: „Ich möchte, das mein Sohnemann in Ruhe und Frieden aufwächst. Er wird mich vielleicht zwei Jahrzehnte nicht sehen, vielleicht auch nie wieder.“ Heute ist P. tot.

Das Verfahren gegen seine mutmaßlichen Auftrageber wird am Montag fortgesetzt. Eine andere Kammer lehnte den Befangenheitsantrag der Verteidiger als unbegründet ab. Es bestehe kein Grund, dem Schwurgericht Parteilichkeit zuzutrauen.