Unna. .

„Wir dachten, dass wir die Situation im Griff haben“, sagt Wachleiter Hubert Buschjäger. Doch dann ereigneten sich Mitte November innerhalb von 24 Stunden zwei spektakuläre Unfälle am Kollwitz-Ring, die zeigen, dass die Szene nicht nur im Sommer, sondern auch in der kälteren Jahreszeit aktiv ist. Die Polizei will dagegen jetzt massiv vorgehen und kündigt Schwerpunktkontrollen an. Motto: Null Toleranz für Ring-Raser.

Jüngst hatte am Freitag, 18. November, um 20.40 Uhr ein 21-Jähriger in der Kurve am Kollwitz-Ring die Kontrolle über seinen 180-PS-Ford-Focus verloren, war in eine Hauseinfahrt gekracht und dann gegen eine Straßenlaterne geschleudert. Er blieb unverletzt, der Wagen erlitt indes Totalschaden. „Wenn da ein Passant langgegangen und vom Auto erfasst worden wäre, wäre der sicher schwerverletzt oder tot gewesen“, sagt Hubert Buschjäger. Einen Tag später, am Samstag, krachte ein 23-Jähriger mit seinem 305-PS (!) Mustang in die Mauer der Star-Tankstelle.

Letztere ist neben dem Parkplatz Weberstraße und dem Hellweg-Center ein Treffpunkt, wo sich PS-Fans (18-28 Jahre) sammeln, um die vorbeirauschenden, tiefergelegten, lack- und chromblitzenden Boliden zu bewundern – oder kräftig selbst Gas zu geben. „Der Unnaer Verkehrsring zieht Leute auch aus dem Umland an, die sich mit ihrem Fahrzeug präsentieren wollen.“ Aufgemotzte Autos, deren Musikanlage allein oft so viel koste wie ein Serien-Kleinwagen. Was viele der wiederholt um den Ring kreiselnden nicht wissen: Bewusst übermäßige Straßenbenutzung stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann geahndet werden.

Gegen die Begeisterung für flotte Flitzer hat die Polizei nichts einzuwenden, „wenn die Wagen durch Teile verändert werden, die zugelassen und im Fahrzeugschein eingetragen sind“. Wer aber trotz etlicher Appelle der Polizei – wie in der Vergangenheit zu oft geschehen – die Anwohner durch permanenten Lärm stört (Weberstraße) oder sich nicht an die Straßenverkehrsordnung hält, der zieht sich den Ärger der Behörden zu. „Unsere Geduld ist vorbei, wir lassen uns nicht auf dem Kopf herumtanzen“, unterstreicht Wachleiter Buschjäger.

Denn Rasen sei kein Kavaliersdelikt und könne schreckliche Folgen haben. So starben im Vorjahr zehn Menschen bei Verkehrsunfällen im Hoheitsgebiet der Wache, dieses Jahr waren es bereits elf Tote. Und das sorgt die Polizei landesweit, „da die Gesamtunfallzahl zwar nicht steigt, dafür aber die Zahl der Verletzten und Toten“.

Und das sei auch Ziel der Einsätze, sagt stellvertretender Wachleiter Jörg Deubner, „nicht Knöllchen zu schreiben, sondern Unfälle zu verhindern“. Der feste Blitzer am Ring wird so scharfgestellt, die Polizei mit Laser und Abschlepper Kontrollen durchführen. Am Weber-Parkplatz wurde ein Schweller installiert, der tiefergelegten PS-Protzen die Zufahrt erschwert.