Nachrodt-Wiblingwerde. .

Auf bitterste Weise soll Klaus K. (57) das Vertrauen seiner Pflegetochter missbraucht und sich mehrfach in Nachrodt-Wiblingwerde und Cuxhaven an dem Mädchen vergangen haben. Auch an einem weiteren Kind aus seiner Umgebung soll er sich vergriffen haben. Seit gestern steht er vor dem Hagener Landgericht. Er will nichts Böses getan haben, sieht sich als Opfer.

Ab März 2005, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, verging sich Klaus K. in vier Fällen an seiner Pflegetochter. Zu Beginn der mutmaßlichen Übergriffe war das Mädchen acht Jahre alt. In seinem Schlafzimmer im früheren Wohnhaus der Familie in einer kleinen Nachrodter Straße und während des Urlaubs in Cuxhaven soll er das Kind zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Laut Anklage versprach er seinem Opfer in einem Fall sogar fünf Euro. In einem weiteren Fall wird ihm zur Last gelegt, die Nichte seiner Nachbarn missbraucht zu haben.

Der Mann mit dem dunklen Rautenmuster-Pullover und einem akkuraten Haarschnitt präsentiert sich bieder. Immer wieder bricht er in Tränen aus, schluchzt laut. Sein Auftritt will so gar nicht zu den Vorwürfen passen – die merkwürdig anmutende Sammlung Schaufensterpuppen in seinem Wintergarten und die Fotos auf seiner PC-Festplatte mit kleinen Mädchen in aufreizenden Posen auch nicht.

„Ich hatte sie viel zu lieb“

Aber: Klaus K. hat für alles eine Erklärung, findet immer einen Schuldigen und schüttet dabei kübelweise Dreck aus – egal wen es trifft. Gleich zu Beginn seiner Einlassung vor der 1. Großen Strafkammer beteuert er seine Unschuld: „Da war nichts.“ Dann holt er aus, offenbart seine Version der Geschichte, in der er der liebevolle, engagierte Pflegevater ohne sexuelle Ambitionen ist.

Nie habe er das Mädchen geschlagen, nie mit ihm geschimpft. „Ich hatte sie viel zu lieb. Das war vielleicht mein Fehler. Sie durfte alles.“ Das Kind habe immer bei ihm schlafen wollen, habe auch manchmal versucht, ihn im Intimbereich zu berühren. Dann habe er die Hand des Mädchens weg geschoben. „Ich habe mir nichts dabei gedacht.“

Die Vorwürfe gegen den 57-Jährigen und die Beobachtungen von Zeugen stellen aus seiner Sicht Lügen oder Missverständnisse dar. Man wolle ihm etwas anhängen, so seine Überzeugung. Die Schaufensterpuppen rührten von einer völlig harmlosen Sammelleidenschaft her. „Ich fand sie schöner als die kleinen Staubfänger meiner Frau.“ Die geschmacklosen Fotos auf seinem Computer habe jemand anders geschossen. Er habe sie lediglich aufbewahrt, um der Pflegetochter irgendwann einmal zu zeigen, was sie für einen Scheiß gemacht habe. Auch Pornos habe er dem Kind nie gezeigt.

Für das Verfahren gegen Klaus K. sind bislang vier Verhandlungstage anberaumt. Am Donnerstag wird sein Prozess fortgesetzt.