Hemmerde. .
„Na, klar ist das jetzt anders. Die Lebensqualität ist gestiegen, denn man hat das sichere Gefühl, dass man wieder gebraucht wird“, sagt Martin Börsteken. Der Hemmerder hat im Carekauf-Supermarkt einen neuen Job gefunden. Für den 57-Jährigen ein beruflicher Neuanfang, nachdem er bei einem Arbeitsunfall im Baumarkt seinen linken Unterarm verlor.
„Ein hochmotivierter und eigentlich immer gut gelaunter Mitarbeiter“, sagt Franz-Josef Chrosnik, der das Experiment im Sommer 2010 wagte, auf dem Lande die Versorgungslücke zu schließen und zugleich 12 neue Arbeitsplätze zu schaffen, davon sieben für Menschen mit Handicap. „Viele unserer Kunden sprechen uns auf die freundlichen und serviceorientierten Mitarbeiter an“, sagt Franz-Josef Chrosnik, der seinem Team eingeschärft hat, „dass der Kunde immer König ist“. Schon nach dem ersten Jahr habe er schwarze Zahlen geschrieben. „Gut, da muss man die Lohnkostenförderung einrechnen, aber ich bin sicher, auch wenn die wegfällt, können wir uns im Markt behaupten“, so der Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Kreis Unna.
Gemeinsam mit der Inklusionsbeauftragten des Jobcenters für den Kreis Unna wirbt Chrosnik, zurzeit auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände, dafür, dass Firmen, Geschäfte und Betriebe sich endlich stärker dafür öffnen, Menschen mit Behinderung in die Arbeitsprozesse zu integrieren. Denn gerade in Zeiten geburtenschwacher Jahrgänge und steigenden Fachkräftemangels läge hier auch ein viel zu wenig genutztes Potenzial motivierter Arbeitnehmer. Nur magere sechs Betriebe im gesamten Kreisgebiet beschäftigen 71 Menschen mit Behinderung. Eine blamable Zahl findet Jobcenter-Geschäftsführer Thomas Neuhaus, der 2012 einen Schwerpunkt setzt, „um einen Sinneswandel bei den Arbeitgebern herbeizuführen und Menschen mit Behinderung vom Rand in die Mitte zu holen“.
Und dass viele Menschen mit Behinderung einen Job suchen, weiß Ilka Brehmer zu berichten. „Im Kreis beziehen 1 087 Menschen mit Handicap Sozialhilfe und 1 594 sind als arbeitssuchend gemeldet, die grundsätzlich in Vollzeit arbeiten können.“ Durch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung würden zugleich die Sozialkassen kräftig entlastet.
Info über Fördermöglichkeiten bei Ilka Brehmer: 0 23 03-273747.