Plettenberg. .
Aller Anfang ist schwer. Mitunter langjährige Suchtmittelabhängigkeiten oder missbräuchliche Konsumgewohnheiten von Alkohol und/oder Medikamenten als problematisch zu erkennen und sich professionell helfen zu lassen, kann manchmal lange dauern. Die Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werks im Paul-Gerhardt-Haus in Plettenberg hilft Betroffenen bereits seit fast 40 Jahren, bietet seit drei Jahren auch eine ambulante Therapie an.
Suchttherapeutin Sabine Schneider kennt die Vorbehalte gegen eine Suchttherapie: „Viele Betroffene meiden eine Beratung, weil sie befürchten, kritisiert oder gar verurteilt zu werden. Obwohl sie selbst unter ihrem Problem leiden und auch das von ihnen verursachte Leid erkennen, scheuen sie den Weg zur professionellen Hilfe und somit aus dem Elend.“ In der öffentlichen Meinung werde dieses Zaudern häufig vorschnell als Willensschwäche abgetan. Unkontrollierter Konsum von Alkohol, Beruhigungs- oder Schlafmitteln seien Erscheinungsformen einer anerkannten Krankheit, betont Schneider: „Suchtmittelabhängigkeit ist behandlungsbedürftig und behandelbar.“
Hilfen für die Alltagsbewältigung
Ihr Kollege Frank Horstmann ergänzt: „Der Königsweg in der Behandlung suchtkranker Menschen war die stationäre Langzeittherapie in speziellen Suchtkliniken, was aber eine mehrmonatige Trennung von der Familie und Abwesenheit am Arbeitsplatz bedeutet. Das schreckt ab.“
Seit 2008 bietet die Suchtberatungsstelle Plettenberg im Verbund mit weiteren Sucht- und Drogenberatungsstellen sowie dem Märkischen Kreis eine ambulante Reha für Suchtkranke an. Diese Behandlungsform eignet sich für leichte bis mittelschwere Suchterkrankungen. „Den Patienten, die bisher die ambulante Therapie in Anspruch genommen haben, hätte man ihre Erkrankung oft nicht angesehen“, führt Horstmann aus. „Alle gingen in gewohnter Weise ihrer Arbeit nach und konnten das in der Therapie Erarbeitete unmittelbar im Alltag ausprobieren und integrieren.“
Das A und O einer funktionierenden Therapiebeziehung sei, dem Betroffenen sehr viel Verständnis entgegenzubringen und Hilfen anzubieten, mit denen er etwas anfangen kann und die ihn in seiner Alltagsbewältigung unterstützen. Therapieinhalte und Ziele wie Abstinenzsicherung und aktive Rückfallprävention, Verbesserung der Konfliktfähigkeit und Problembewältigung, Steigerung des Selbstbewusstseins, Förderung der sozialen Kompetenz und eines ausgeglichenen Lebensstils werden ergänzt durch individuelle Ziele des Betroffenen. Während der ambulanten Therapie, die zwischen sechs und maximal 18 Monaten dauert, nimmt der Suchtkranke wöchentlich zwei Termine in der Suchtberatungsstelle wahr. Kostenträger ist die Renten- oder Krankenversicherung.