Halver. .
Den Gang zum Jobcenter anzutreten, kostet viele eine Menge Überwindung, wird es doch oft als peinlich empfunden, auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein. Umso wichtiger ist es, dass die jeweiligen Anliegen zwischen Hilfesuchendem und Sachbearbeiter hinter verschlossener Tür besprochen werden. Doch letztere fehlt im Halveraner Jobcenter.
Wer im Eingangsbereich der Räumlichkeiten an der Von-Vincke-Straße darauf wartet, an die Reihe zu kommen, hört – ob er will oder nicht – einiges von dem mit an, was im angrenzenden Servicebereich besprochen wird. Die diesen Bereich von der Eingangszone abgrenzende Milchglaswand vermag aus dem Büro kommende Gesprächsfetzen nur unzureichend zu dämpfen. Denn der eigentliche Durchgang ist frei, eine Tür fehlt – und wird von einigen Ratsuchenden schmerzlich vermisst. Sie bemängeln die fehlende Vertraulichkeit.
Mitarbeiter sehen„kein Problem“
Dass die räumlichen Gegebenheiten so sind, wie sie eben sind, sieht das Jobcenter „nicht als Problem“, wie Martina Vortel, Sachgebietsleiterin beim Jobcenter MK mit den Schwerpunkten Arbeitsvermittlung und Eingangszone auf WR-Anfrage erklärt. „Das ist sogar so gewollt. Wir haben dort einen offenen Bereich wie bei anderen Behörden auch. Und 99,9 Prozent der Kunden ist das auch lieber so.“
Auf diese Weise könnten sie mitverfolgen, dass „jemand da ist, dass gearbeitet und man bedient wird“, erläutert Vortel. Müssten die Kunden vor verschlossener Tür warten, steigere dies die Unruhe. „Bildet sich dann vielleicht noch eine Warteschlange, fragen sich die Leute irgendwann: ‘Was passiert da eigentlich hinter der Tür? Tut sich da noch was?’“
Daher habe das Jobcenter in all seinen Niederlassungen eine solch offene Bauweise. „Halver ist da keine Ausnahme.“ Lediglich in ganz kleinen Dienststellen, in denen dies aus räumlichen Gründen nicht möglich sei, habe man auf eine offene Eingangszone verzichtet. „Und gesehen wird man ja auch, wenn man das Gebäude selbst betritt“, gibt sie zu bedenken.
„Es ist wie beim Arzt: Da gibt es auch eine Theke, an der man sich meldet und sagt, dass man sich krank fühlt“, erklärt Martina Vortel. „So funktioniert auch bei uns der offene Eingangsbereich. Dort geben die Kunden nur etwas ab oder besorgen sich schnell ein Formular. Wenn die Bearbeitung dann ins Detail geht, gibt es aber auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Eben wie beim Arzt: Die eigentliche Untersuchung findet hinter verschlossenen Türen statt.“
Im Eingangsbereich befänden sich Hinweisschilder, die auf die Privatsphäre verweisen, bestätigt auch ihre Kollegin Gaby Henke, Sachgebietsleiterin im Jobcenter MK mit Schwerpunkt Leistungsgewährung. Sicherlich sei es notwendig, die jeweiligen Angelegenheiten „in angemessenem Ton“ zu besprechen; wem sein Anliegen dennoch „zu intim“ sei, um es im offenen Servicebereich abzuhandeln, dem stünde durchaus noch eine andere Möglichkeit offen.
„Wir können jederzeit auf temporäre Büros ausweichen – und das sofort. Und dann findet das Gespräch auch wirklich unter vier Augen, hinter verschlossener Tür statt.“ Es gebe im Jobcenter Büros, die nicht ständig besetzt seien.
Und selbst im schlimmsten Fall – starker Kundenverkehr und alle temporären Büros belegt – könne man zur Not auch auf das Büro eines Kollegen ausweichen. „Der Datenschutz ist uns auch in diesem Bereich bekannt.
Der Kunde muss dazu allerdings den Mund aufmachen und diesen Wunsch auch äußern, damit wir ihm entsprechen können.“