Dorsten. .
Wohin geht die Reise in Sachen Schule unter dem Aspekt sinkender Schülerzahlen, einer sich in Auflösung befindlichen Hauptschule und einem steigenden Bedarf an qualifizierten Schülern?
Die Grünen hatten zu einem schulpolitischen Gespräch ins Jüdische Museum geladen und mit Rainer Michaelis (NRW-Schulministerium) und Barbara van der Wielen, Schulleiterin einer Gemeinschaftsschule in Billerbeck, kompetente Referenten. Michaelis, Leiter der Projektgruppe „Regionale Schulentwicklungsplanung und Sekundarschulen“ erläutert sehr intensiv und engagiert die Modelle einer Sekundarschule. Die neue Schulform umfasst die Jahrgänge fünf bis zehn, sie ist mindestens dreizügig. Für die Errichtung sind mindestens 25 Schülerinnen und Schüler pro Klasse erforderlich. Die Sekundarschule bereitet sowohl auf berufliche Ausbildung als auch auf die Hochschulreife vor.
Die zweite Fremdsprache im sechsten Jahrgang wird fakultativ angeboten; ein weiteres Angebot für die zweite Fremdsprache wird, wie am Gymnasium und der Gesamtschule, ab Jahrgangsstufe acht eröffnet.
In der Sekundarschule lernen die Kinder und Jugendlichen mindestens in den Klassen fünf und sechs gemeinsam. Ab dem siebten Jahrgang kann der Unterricht auf der Grundlage eines Beschlusses des Schulträgers integriert, teilintegriert oder in mindestens zwei getrennten Bildungsgängen, also kooperativ, erfolgen. Durch vielfältige Lernformen und verbesserte Differenzierung des Unterrichts sollen die Schüler zu mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung geführt werden. Auch ihr Sozialverhalten soll damit vermehrt gefördert werden.
„Das gemeinsame Lernen in dieser Zeit ist ein wichtiges Ziel“, so Michaelis. Das lasse sich im integrierten Modell, bei dem bis zur Klasse 10 alle Schüler zusammen bleiben, am besten verwirklichen. Das Teilintegrierte Modell, es favorisiert eine Mischung aus gemeinsamen Lerneinheiten und einem Kurssystem, ist eine Alternative. Das kooperative Modell hat aus Sicht der Grünen keine Zukunft: Nach den beiden gemeinsamen Jahren soll die Trennung in Haupt-, Realschule und Gymnasium wieder stattfinden und so die Sekundarstufe eins auch abschließen. „Da muss man kein Prophet sein, um zu wissen, dass dieses Ding nicht machbar ist. Angesichts der sinkenden Schülerzahlen ist das nicht praktikabel und auch nicht finanzierbar“, so Susanne Fraund in ihrer Analyse.
„Es darf alles passieren, nur kein Schulkrieg“, so Michaelis und mit dieser Einschätzung traf er auch die Einstellung der Anwesenden. Fast wie von einem anderen Schulstern klangen dagegen die Erfahrungsberichte von Barbara van der Wielen. Die Schulleiterin aus Billerbeck kann an ihrer Schule mit dem Modell einer Gemeinschaftsschule in einem Schulversuch völlig neue Wege gehen.
Epochen-Unterricht, innere Differenzierung, die Abschaffung des klassischen Notensystems, das einem Lernerfolgsgespräch mit reger Schülerbeteiligung weicht – die Konzepte fanden breite Zustimmung unter den anwesenden Pädagogen. Rezepte, die sich in der Schulversuchspraxis bewähren, werden aber vorerst nicht zur Regel.